1439 verlieh Herzog Georg von Jülich-Berg das Recht zur Steinkohlegewinnung im Herzogtum Berg. 1512 erhielten zwei Bürger Mutungsrechte im "Kirchspiel Bensberg" von Herzog Johann, der auch an einen Bürger "bei Königsforst" ein "Patent für Instrumente zur Aufbereitung der Erze" erteilte. Dies war der Beginn einer über vierhundertjährigen, wechselhaften Geschichte des Bergbaues in unserer Heimat. Verschiedene Vorkommen hatten erhebliche Bedeutung. Die Quecksilberförderung wurde aber schon 1824 eingestellt. Im Gebiet der früheren Trasskaule (Bensberger See / Golfplatz) baute man Braunkohle zur Feuerung von Hüttenöfen bis nach dem 1. Weltkrieg ab. Bescheidende Eisen- und Kupfervorkommen wurden in Kaule in der Nähe von Bensberg-Herkenrath geschürft. Die Vorkommen im Bensberger Revier sind jedoch vorwiegend Zinkblende und silberhaltiger Bleiglanz, die typischen Erze in den geologischen Formationen von Bensberg bis ins Siegerland. Dies wurde aber erst ab 1850 durch die Erfindung des Muffelofens, unter Verwendung von Steinkohlenkoks als Feuerung lukrativ. Die 1853 gegründete "Gladbacher Zinkgesellschaft" baute die "Zinkhütte" zwischen Gladbach und Bensberg, trat sie aber schon 1867 an die Gewerkschaft "Berzelius" ab, die nicht nur für ihre eigenen Vorkommen im Volbachtal bei Bensberg-Moitzfeld, sondern auch für alle anderen Erzlieferer die Verhüttung durchführte. Große Pferdefuhrwerksspeditionen sorgte für den Weitertransport zum Hafen nach Köln-Mülheim, ehe der Eisenbahnanschluß erfolgen konnte. Im Jahre 1881, also vor rund 130 Jahren, waren von über 50 Gruben im Bensberger Erzrevier noch 28 Gruben mit etwa 3000 Mann Belegschaft in Betrieb. Das bedeutet, dass vor ungefähr vier Generationen noch der größte Teil der Bevölkerung unmittelbar oder mittelbar vom Bergbau abhängig war. 1924, gleich nach der Inflation, war das Ende der großen Grube "Berzelius" im Volbachtal bei Bensberg-Moitzfeld gekommen. Sie beschäftigte zeitweise 700 bis 800 Mann und bei Schließung immer noch 320. Die Weltwirtschaftskriese führte 1930/1931 zum Ende der Grube "Weiss" in Bensberg-Moitzfeld, die in bester Zeit 400 bis 500 Personen beschäftigte, zuletzt noch 370. Als 1931 die Zinkhütte, auf der Grenze zwischen Gladbach und Bensberg schloss, standen weitere 620 Arbeiter auf der Straße. Und schließlich der größte Bergbaubetrieb "Lüderich" in Bensberg-Untereschbach und Steinenbrück entließ zu dieser Zeit alle Mitarbeiter bis auf etwa 100, doch 1934 erfolgte die Wiederinbetriebnahme und ab 1935 arbeitete die Grube wieder voll. Bei Ausbruch des 2. Weltkrieges waren dort 950 bis 1000 Personen in Arbeit und Brot. Doch auf Dauer konnte der weltweite Zinkbedarf auf den Weltmärkten billiger eingekauft werden. So wurde die Grube "Lüderich" bis 1978 stufenweise und schließlich ganz eingestellt. Im Raume Bensberg deuten noch viele Flur- und Straßennamen auf die vorgenannte Bergbautradition hin. In Bensberg-Kaule gibt es "Auf der Halde", in Moitzfeld den "Bergmannsweg" und die "Barbarastraße" (die Hl. Barbara ist die Schutzheilige der Bergleute), die "Silberkaule" bei Herkenrath, den "Grubenweg" im früheren Bensberg-Dürscheid und die "Braukohlenstraße" in Heidkamp. Als Flurnamen sind "Grube Berzelius", Grube "Apfel", "Grube Blücher", "Auf dem Lüderich" und "Bergsegen" noch heute bekannt.
Verehrter Besucher meiner Internetseite. Wenn Sie mehr Informationen über den Erzbergbau im Bensberger Revier erfahren möchten, dann empfehle ich einen Blick in mein Buch Titel:
Bilder und Geschichten vum ahle Bänsberg, von Willi Fritzen
auf 37 Buchseite erfahren Sie dort eine Vielzahl an Fotos über die Gruben im Bensberger Erzrevier. Dort finden Sie auch einen hochinteressanten Textbeitrag über den Bergbau rund um Bensberg. Titel: 400 Jahre Bergbau im Bensberger Revier. Recherchiert und niedergeschrieben wurde der Text von meinem Freund und Mitarbeiter meines Buchverlages Hans-Walter Böringer. Das Buch können Sie über den örtlichen Buchhandel oder direkt beim Herausgeber erwerben. Preis: 25.00 €.
Zunächst eine Auswahl an historischen Fotos von der früheren Grube Lüderich.
Die Grube Lüderich, größter Grubenkomplex im Bensberger Erzrevier. Das Foto zeigt die im Jahre 1896 errichtete Erz-Aufbereitungsanlage unterhalb des Zentralschachtes.
Förderturm und Schachtanlage der Grube.
Schrägaufzug.
Mundloch mit neuem Lüderichstollen.
Klärteich.
Zugang zum alten Zechenhaus 1903.
Bergleute und Arbeiter der Grube Lüderich. Ein Gruppenbild aus dem Jahre 1907.
Förderräder über dem Hauptschacht.
An der Fördermaschine des Hauptschachtes, Heinz Lange.
Bergleute unter Tage.
Bohrwagen zum Bohren von Sprenglöchern.
Ein Bohrwagen mit einem Raupenfahrzeug.
Arbeiten vor einer Sprengung.
Wurfschaufellader im Einsatz.
Transport von Haufwerk.
Einsatz mit pressluftberiebenen Bohrhämmern in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts. Neben Lärmbelästigung, die zur Taubheit führte, kam nun vermehrt die gefürchtete Steinstaublunge (Silikoseerkrankung) auf. Man bohrte ja anfangs noch ohne Wasserspülung.
Die Kumpels auf unserem Foto entsteigen soeben den Förderkorb, der sie von der 8. Tiefbausohle (224 u. NN) ans Tageslicht gebracht hat. Es ist Schichtwechsel, erst wird noch geduscht und dann ab nach Hause.
Blick in die Waschkaue. An langen Ketten wurde die Kleidung der Bergleute hoch oben an der Decke sicher aufbewahrt.
Schwarze Fahne am Zentralschacht. 1950 durch den Koreakrieg kletterten die Preise am Zinkmarkt. Darum wurde auf der Grube Lüderich neue Leute eingestellt. Mit 1.000 Beschäftigte wurde ein Rekord erreicht. 1957 nach Ende des Koreakrieges sanken wieder die Metallpreise . In Sorge um ihren Arbeitsplatz befestigten die Arbeiter die schwarze Fahne am Zentralschacht, um so auf ihre Situation aufmerksam zu machen.
Eine Besuchergruppe besichtigt das Bergwerk.
Im Jahre 1896 gründete sich in Bensberg-Ehrenfeld ein Arbeiterunterstützungsverein. Dieser Verein war sozusagen eine Kranken- und Sterbekasse für Bergleute. Die hier gezeigte Besuchergruppe sind Mitglieder dieses Vereins die die seltene Gelegenheit nutzten das Lüderich - Bergwerk zu besichtigen.
Verladeanlage für das Erzgestein.
Haufwerk bzw.Erzgestein wird zur Aufbereitung gebracht.
Abkippen in den Vorratsbunker.
Eindicker der Aufbereitung. Durchmesser 25 Meter.
Erzaufbereitung.
Flotationsanlage.
Mühlenetage.
Aufbahrung und Beerdigung eines Arbeitskollegen durch die Werksschar.
1852 -1978 In 126 Jahren wurden 1 Mio. Tonnen Erz gefördert.
Diese Menge entspricht an reinem Metall rund 600.000 Tonnen Zink und 134.000 Tonnen Blei. Bis zur Schließung der Grube lag der jährliche Anteil der Grube Lüderich an der Erzförderung der Bundesrepublik bei 10 Prozent.
Nach mehr als 3 Jahrzehnte ist das ehemalige Areal der Erzgrube Lüderich nicht wieder zu erkennen. Heute befindet sich hier ein Golfplatz.
Indoorhalle.
Der alte Förderturm des Zentralschachtes ist heute ein Industriedenkmal.
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In der nächsten Folge einige historische Fotos von der früheren Grube Weiss.
Grube Weiss im Jahre 1884.
Beamte der Grube Weiss 1884/85.
Belegschaft der Grube 1886.
Grube Weiss Datum nicht bekannt, da aber kein einziges Auto zu sehen ist, vernutlich ein Bild aus den früheren Jahren.
Die Grube in den Jahren 1924 - 1930.
Abraumhalden der Grube zirka 1930.
Förderturm und Schachtanlage 1925.
Blick über das weitläufige Grubengelände zirka 1930.
Vier Steiger unter Tage. Von links: Lenzhölzer, Westerhusen, Brüning, Fröling.
Vier Steiger vor der Waschkaue. Von links: Frölingsdorf, Fröling, Lenzhölzer, Westerhusen. zirka 1911
Belegschaft der Grube in den Jahren des Dritten Reiches. Anlass für dieses Foto ist nicht bekannt. Vermutlich am 1. Mai dem Tag der Arbeit.
Arbeiter der Flotation 1934.
Und nun noch einige historische Fotos von der Grube Berzelius im Volbachtal nahe Bensberg-Moitzfeld. Benannt war die Grube nach dem berühmten Chemiker Joh.- Jakob von Berzelius ( 1779 - 1848). Die Grube Berzelius war die fünftgrößte Grube im Bensberger Erzrevier nach Lüderich, Blücher, Washington und Apfel.
Belegschaft 1907.
Neuanlage einer Förderstrecke 1915.
Angestellte und Beamte 1923.
In der Erzaufbereitung.
Frauen an rotierenden Lesetischen, auch "Erzengel" genannt.
Die im Jahre 1853 errichtete Zinkhütte in Heidkamp. Foto von 1910. Unter dem aus Bensberg stammenden Generaldirektor Kraus, ging die Zinkhütte bereits 14 Jahre später, im Jahre 1867, in den Besitz der Grube Berzelius über. Im Krisenjahr 1931 mußte sie die Tore schließen. 620 Beamte und Arbeiter verloren ihre Arbeit.
Ofenanlage des Verhüttungsbetriebes Zinkhütte. Im Vordergrund zeigen Arbeiter das Giessen von Zinkbarren.
Zum Betrieb der Zinkhütte wurden große Mengen an Koks benötigt. Für den Kohlentransport vom Hafen in Köln-Mülheim nach Heidkamp waren ständig 25 Pferde im Einsatz. Als dann später der Koks mit Güterwagen angeliefert wurde brauchte man Arbeiter zum Be- und Entladen der Waggons auf die Pferdefuhrwerke.
Zum Abschluss der Fotoschau nun noch einige Bilder was sonst noch geschah!
Dieser alte Stich zeigt die einstige Aufbereitung der Grube Julien auf der Kaule in Bensberg. Unter Aufbereitung versteht der Fachmann ein Verfahren zur Trennung der Erze vom anhaftenden tauben Gestein.
Grube Washington/ Silberkaule in Bensberg-Herkenrath.
Die Farblithografie von 1850 sowie das Foto zeigt die Aufbereitung "Alte Wäsche" in Steinenbrück.
Infolge der Koreakrieges waren die Preise für Metalle in die Höhe getrieben. Im weitläufigen Bereich der ehemaliegen Grube Julien wurde an der Broicher Straße in Bensberg ein Förderturm errichtet und ein Schacht in den Boden getrieben. Nach Beendigung des Krieges fielen die Metallpreise wieder und die Arbeiten an der begonnenen Grube eingestellt.
Förderturm und Schacht am Bockenberg in Bensberg. Bei einer Schachttiefe von 80 Meter wurden die Arbeiten wie an der Broicher Straße eingestellt. Heute sind die alten Schächte wieder verfüllt.
Verehrter Betrachter meiner Internetseite. Die kurze Rückblende auf den einstigen Bergbau im Bensberger Erzrevier ist hiermit beendet. Wenn Sie mehr Informationen und Fotos wünschen empfehle ich einen Blick in das Anfangs erwähnte Buch: "Bilder und Geschichten vum ahle Bensberg", von Willi Fritzen.