Im vorliegenden Ordner > Historie Nr. 6 <. habe ich Histörchen, Anekdoten und Begebenheiten von und mit Bensberger Bürger zusammen getragen. Wegen der Vielzahl der veröffentlichten Geschichten zunächst eine Übersicht über die nachfolgenden Geschichten. Übersicht
1.) Wie der Schutzmann et "Schmitz Ühmche" zum Klingelpütz bringen wollte
2.) "Ich sage > Sie <. zu meinem Hund"
3.) Der Tote mit den zwei Köpfen
4.) Der Berliner Ballen Die ehrlich erworbene Marmorplatte
5.) Erzählungen über Jupp und Drügg
6.) Die tote Schwiegermutter unter dem Bett
7.) Die verschmähte Hundefahrkarte
8.) Die erste Fahrt mit der Eisenbahn
9.) De Kappewiert vun de Saalermüll
10.) Der Küster und der Totengräber
11.) Der Tobsüchtige in der Gefängniszelle
12.) Die Kartoffeln des Wachtmeisters
13.) Das Hotel und Gasthaus "Alte Post" in Bensberg
14.) Freiherr vam Bähnsberg nom Immekeppel
15.) Brandsignalmann Gerhard Cossmann von der Bensberger Feuerwehr
16.) Anekdoten von der Schützengilde "Jan Wellem" Bensberg Das Schußbild Der Spitzenlack
17.) Das Urteil im Schatten der Frau
18.) Wie ein Hilfarbeiter gleichzeitig über hundert Handwerker foppte
19.) Justitia - eine wahre Geschichte zugetragen am Amtsgericht Bensberg
20.) Himmel, Hölle und Fegefeuer
21.) Kurtaxe bezahlen, fürs Wohnen in unserer Bergischen Heimat
22.) Mundraub
23.) Aus Schulaufsätzen
24.) Mit der Polizei gegen Nikolaus
25.) Zuviel ist eben zuviel des Guten
26.) Christkind auf dem Prüfstand
27.) Das Christkind mit Besen
28.) Leckerer Abriss
29.) Kampfhund ein Angsthase
Serie: Uss däm ahle Bänsberg"
Wie der Schutzmann et "Schmitz - Ühmche" zum Klingelpütz bringen wollte.
Vorbemerkung: "Kligelpütz" nannte der Volksmund die frühere Kölner Haftanstalt . Später wurde in Köln-Ossendorf ein neues Gesfängnis erbaut.
"Morgenstund hat Gold im Mund, einen schönen Tag Herr Schmitz. Sie wissen wohl, weshalb ich komme. Ist ihr Sohn auch da?, dann kann er sich auch direkt fertigmachen - auch er hat ja noch ein paar Tage zu brummen". Ja, da half nun alles nichts, sie saßen in der Falle. so erhob sich Schmitz - Ühmche mit einem tiefen Seufzer, bot dem Schutzmann seinen Platz an und sagte, als er ins Haus schlürfte, ergeben: "Dann waat he ´nen Augenblick, mir mache uns fähdich". Längs hatte Schmitz - Ühmche sich seinen Plan zurechtgelegt, den schönen Tag sollte ihm niemand verderben. Ein paar geflüsterte Worte zu seinem Sohn - und alles war klar. Schmitz Ühmche zog sich seine Sonntagsschuhe und seinen Rock an, sein Sohn tat desgleichen - und bald traten die beiden Sünder fix und fertig zum Strafantritt aus der Hütte. Sorgsam fühlte Schmitz - Ühmche verstohlen über seine Gesäßtasche, wo er zuvor den einzigen Silberling untergebracht hatte der überhaupt noch im Hause gewesen war. Es konnte also los gehen.
Sprung in den Wald Über die grüne Heide und den Alten Trassweg marschierten die drei munter auf waldigen Pfaden nach Bensberg, wo die beiden Delinquenten ihre Haft absitzen sollten. Aber da waren nur ein paar Zellen und die waren im Augenblick alle besetzt. so ein Pech, da half alles nichts, man mußte den weiten Weg zum Klingelpütz nach Köln, dem nächsten "Kaschott", nehmen. Heiss war es inzwischen geworden, so heiss, dass der Schutzmann nicht mehr allzu scharf auf seine beiden Begleiter achtete, als sie jetzt durch den Königsforst nach Köln dahin zogen. Er wurde erst hellwach, als Schmitz - Ühmche junior plötzlich mit einem Riesigensatz im nahen Gebüsch verschwand. Das letzte, was der verdutzte Polizist von ihm hörte, war der Abschiedsruf: "Morgenstund hat Gold im Mund, Adschüss Här, Schandarm". Das waren seine eigenen Worte gewesen , der der Lümmel wohl aufgeschnappt hatte, als er den Vater vor einpaar Stunden bei seiner Hütte auf dem Holzklotz überrascht hatte. Nun, da war nichts mehr zu machen. Nachsetzen konnte er dem Flüchtling auf keinen Fall, sollte ihm der andere Delinquent nicht inzwischen ebenfalls entweichen. Den wollte er in jedem Fall sicher im Klingelpütz übergeben. Die Gefängnisleitung in Köln würden ganz bestimmt schon schimpfen, wenn sie von dem Ausreißer erführen. Brummig setzte sich der Schutzmann mit dem verbliebenen Delinquenten wieder in Marsch, den er sicherheitshalber nicht weiter als auf Armeslänge neben sich hertraben ließ. Bald war der Wald hinter ihnen, und weiter zogen sie über die Olper Strasse dahin. Heiss schien ihnen die Sonne auf den Kopf, und ein fast unerträglicher Durst quälte die beiden. Schmitz - Ühmche jammerte laut darüber, als man Lustheide erreichte und der Schutzmann seine Bitte glatt ablehnte, doch für einen Augenblick im nahen Wirtshaus einzukehren und "auf die Schnelle" ein Glas kühlen Bieres zu trinken. "Natürlich auf meine Kosten", hatte Schmitz - Ühmche einladend gesagt und dabei heimlich nach seiner Gesäßtasche gegriffen, wo er zu seiner Beruhigung den einsamen Silberling noch wohlgeborgen fühlte. Noch zweimal auf dem weiten Weg, so in Brück und Höhenberg, wiederholte Schmitz Ühmche seine Einladung, als in der Nähe Wirtshäuser vielversprechend auftauchten. Mannhaft wiederstand der Polizist, den der Durst jetzt selber unerträglich quälte, allen Anfechtungen, doch deuchte es Schmitz Ühmche, als klänge die Ablehnung längs nicht mehr so entschieden wie zuvor. Jetzt hatte man Kalk erreicht und der Klingelpütz rückte immer näher. Schmitz - Ühmche witterte seine letzte Chance, als man sich einem Gasthaus näherte, das besonders von Fuhrleuten stark frequentiert wurde. Auch jetzt standen ein paar Karren vor dem Hause, die Gäule dösten angebunden im Sonnenschein. Schmitz - Ühmche torkelte mehr als er ging neben dem Schutzmann her und erklärte, dass er gleich auf der Stelle umfallen werde, wenn er nichts zu trinken bekomme.
Da wurde der Schutzmann schwach. Nun, das Risiko, den alten Sünder schließlich noch auf dem Buckel in den Klingelpütz einliefern zu müssen, wollte der Polizist auf keinen Fall eingehen, und so gab er schließlich seufzend nach. "Aber nur eine Bierlänge" betonte er, als sie die belebende Kühle des Schankraumes gefangen nahm. Wie Nektar ging ihnen das erste "Kölsch" nach dem stundenlangen Fußmarsch ein, aber der Durst war noch immer unerträglich. Aus dem einem Glas wurden zwei, drei und einpaar mehr, und damit auch der Magen keinen Schaden bei dem kühlen Bier nähme, mischte man ein paar Körnchen dazwischen. doch schließlich mahnte der Beamte energisch zum Aufbruch. Schmitz - Ühmche zückte seinen Silberling und bezahlte die Zeche. Dann bat er den Schutzmann, noch einen Augenblick austreten zu dürfen. Der war jetzt friedlich gestimmt und gewährte diese Bitte. Ohne sonderliche Eile verschwand Schmitz - Ühmche im Flur, der nach hinten führte. Der Schutzmann wartete geduldig und wurde erst unruhig, als fast zehn Minuten vorüber waren und nicht ein Schatten von Schmitz - Ühmche zu sehen war. So wandte er sich schließlich an den Kellner, der eben aus den hinteren Räumen im Schankraum aufkreuzte, mit der Frage, ob er seinen Begleiter, mit dem er hier an der Theke gestanden habe, nicht gesehen habe. "Oh doch, Herr Schutzmann, der han ich jesinn. Dä ess ald lang durch die Dür hingen eruss jejange, ich sollt üch Adschüss sage und daran erinnere: "Morgestund hätt Gold im Monk!". Was die "hohen Herren" im Klingelpütz gesagt haben, als der brave Schutzmann dort allein ankam, ist nicht bekannt geworden.
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Nach der Geschichte vom Schmitz - Ühmche nun eine weitere Geschichte "Uss däm ahle Bänsberg" In diesem Fall geht es um den Förster Hammelrath, doch lesen sie selbst:
2.) "Ich sage > Sie <. zu meinem Hund".
Der Förster Hammelrath war ein Unikum. Wenn er in seiner Stammkneipe ein Glas Bier nach dem anderen herunterspülte, kam auch sein Hund "Karo" nicht zu kurz. Im Gegenteil: Ihm wurde die gleiche Biermenge auf einem Teller serviert. Schwankend verließen später Herr und Hund den Gastraum. "Karo" brummte dann der Förster, "kommen Sie mal her, Sie sind ja wieder sinnlos betrunken!" Als man ihn einmal fragte, warum er denn "Sie" zu seinem Hund sagt, meinte er, "von oben herab": "Ich werde doch meinen Hund nicht duzen!" Einmal hatte Förster Hammelrath die Bewohner des Erholungsheimes Bockenberg in den nahen Königsforst eingeladen, um ihnen dort das "wunderbare Echo" vorzuführen. Begeistert war man seiner Einladung gefolgt und sichtlich entzückt über das akustische Wunder. Nur als der von Förster Hammelrath als "Echomacher" heimlich aufgestellte Waldarbeiter die echohaschenden Worte einer jungen Dame nicht verstand und ein berüchtigtes Dichterzitat vom Stapel liess, war man ein wenig entrüstet. "sehen Sie", meinte da der gewitzte Förster, sein Echo in Schutz nehmend, "bei einem Echo muss man halt deutlich sprechen".
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Nach dieser Geschichte vom Förster Hammelrath, nunmehr eine weitere Geschichte: "Uss däm ahle Bänsberg"
3.) Der Tote mit den zwei Köpfen
Vorbemerkung: Bevor in den 1880er Jahren in Bensberg die heutige Pfarrkirche St. Nikolaus gebaut wurde, stand dort noch die frühere Dorfkirche von Bensberg, erbaut 1554. Rund um die alte Dorfkirche befand sich früher ein kleiner bescheidender Friedhof. Um den nötigen Baugrund für die neue Kirche zu schaffen musste das alte Kirchlein abgerissen und der Friedhof aufgegeben werden. Die noch verbliebenen Schädel und Knochen wurden in einem "Beinhaus" zusammengetragen. Von jenem > Beinhaus <. berichtet nun unsere Geschichte. Zum besseren Verständnis zunächst eine Zeichnung der alten Bensberger Dorfkirche.
Die alte Bensberger im Jahre 1554 errichtete Dorfkirche mit dem kleinen Friedhof.
In den 1880er Jahren als es um den Neubau der neuen und heutigen Pfarrkirche St. Nikolaus in Bensberg ging, tagte in einem Bensberger Kaffeehaus eine muntere Stammtischgesellschaft. Eines Abends sprach man auch über Geistererscheinungen. Einer der Tischgenossen leugnete die Existenz von Geistern und erbot sich, für eine Flasche Schnaps zu mitternächtlichen Stunde einen Totenschädel aus dem besagten Beinhaus zu holen. Man nahm die Wette an; und Schlag zwölf machte sich der Tapfere auf den Weg. Vorsichtlich näherte er sich dem Beinhaus und - sich scheu nach allen Seiten umschauend - ergriff er mit einer hastigen Bewegung einen der Totenschädel. Doch gerade als er mit seiner unheimlichen Beute davoneilen wollte, ertönte hinter dem Beinhaufen eine dunkle Stimme:" Loss en lieje, et es de minge!" Vor Angst schlotternd warf der mutige Wetter den Schädel auf den Haufen zurück und wollte entfliehen. Aber plötzlich dachte er an die Flasche Schnaps und das spöttische Gelächter seiner Zechkumpane. Da wagte er einen zweiten Versuch. Doch kaum hatte er einen anderen Totenschädel gepackt, dröhnte wieder die dunkle Stimme durch die Nacht: "Loss en lieje, et es minge!" - Da huschte jedoch ein siegesbewußtes Lächeln über das mutige Gesicht und grölend rief er aus: "Do Jeck, do häss doch keen zwei Köpp!" - Sprach`s und zog mit dem Schädel vondannen.
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Verehrter Leser, ich bin in der glücklichen Situation Ihnen anschließend noch ein seltenes Bild zu präsentieren. Zu einem zeigt das Foto noch die alte Dorfkirche und rechts daneben einen Teil der neuen Kirche. Das interessannte Foto gelangte per Zufall in meine Hände. In alten Kirchenunterlagen fand ich noch folgendes heraus. Dazu folgendes: Die Einweihung des sogenannten ersten - rechten Bauabschnittes (östlicher Teil) erfolgte am 17. Dezember 1878. Eine riesige Menschenmenge füllte den neuen Teil der Kirche und das alte Gotteshaus - froh, nicht mehr bei Wind und Wetter draußen stehen zu müssen. Aber es gibt noch einen weiteren interessanter Hinweis, und der betrifft das > Kauler Kreuz <. Bevor das sogenannte Kauler Kreuz an seinem heutigen Standort errichtet worden ist, stand es an der Außenmauer der alten Bensberger Dorfkirche. Als die Frage betreffs Wiederverwendung des alten Kreuzes aufkam, entschied die Pfarrgemeinde, dieses Kreuz auf der Kaule wieder aufzurichten. Zunächst stand das Kreuz ohne jeglichen Schmuck an seinem heutigen Standort. Aus Mitteln des früheren Kauler Junggesellenvereins wurde die Einrahmung und die Ausstattung rund um das Kreuz geschaffen. Da wir gerade den früheren Kauler Junggesellenverein angesprochen haben, gibt es hier noch zwei kleine Histörchen über diesen Verein. Doch zunächst das angekündigte Foto:
Hier nun wie angekündigt das stark vergilbte Foto von den beiden Kirchen.
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Hier nun die beiden Histörchen: > der Berliner Ballen <. und > Die ehrlich erworbene Marmorplatte. <
4a.) Der Berliner Ballen Früher pflegte der Kauler Junggesellenverein jährlich am Ostermontag und zugunsten armer und bedürftiger Kommunionskinder Theater zu spielen. Die Kostüme hierzu holte man sich damals bei einem Kostümverleih in Köln, und zwar, weil es nicht anders ging, zu Fuß. Bei solch seltenen Besuchen in Köln schaute man sich ausgiebig in Köln um, und bekam wie üblich Hunger. Bei einem dieser Kölnbesuche ging man in ein "fürnehmes Cafe" und bestellte Berliner Ballen ( wie üblich mit einer Marmeladefüllung) Der Fremde aus dem Bergischen, der Müllers Willem kannte dieses Gebäck anscheinend noch nicht, denn als er beim Biss in den Berliner Ballen die Marmelade vorfand, rief er - in seinem rauschigen Zustand mit Äpfeln verwechselnd - nach der Bedienung und meinte: "Nämmt dä ens widder mit, dä is ja fuhl!"
4b.) Die ehrlich erworbene Marmorplatte Etwas später stieg dann der Müllers Willem mit seinen 2 1/2 Zentnern Lebensgewicht auf eine der Marmortische, dessen Platte promt durchbrach. Alles flüchtete. Nur Willem wollte einige auf einem Stillen Örtchen unabkömmliche Kumpanen nicht im Stich lassen. Er stellte sich also der herbeieilenden Polizei und bezahlte den Schaden. Dem Cafebesitzer gegenüber bemerkte er aber: " Die ahl Plaat is ävver mir, die kumme ich morgen hollen!" Und wirklich zog Willem am nächsten Tag mit einem Handwagen nach Köln und holte die redlich bezahlten Bruchstücke der Marmorplatte heim.
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5.) Erzählungen "Uss däm ahle Bänsberg" über Jupp und Drügg
Eine wahre Fundgrube für "klassische Aussprüche" war ein biederer, zeitweilig und nüchterner Maurer namens Jupp.Auf seinem Heimweg war er am Bensberger Friedhof auf einen Sandhaufen aufgelaufen, in den weichen Sand gefallen und - sich im Bett wähnend - liegen geblieben. Nun befand sich dieser Sandhaufen jedoch an einer windigen Ecke. Plötzlich rief Jupp (so laut, das man im nahen Haus Weier davon wach wurde): "Verdammt , Drügg (Drügg war seine Frau) maach doch de Dür zo, datt trick ja wie de d´r Düvel!" Bei einer anderen Gelegenheit sah man Jupp einmal andächtig vor dem Missionskreuz stehen und hörte die wenig christlichen Worte: "O Herr nimm dat Kreuz von mir und mein Weib zu dir ... On dehste dat nit, dann sauf ich weiter!" - Er hat weiter gesoffen. Mit den Worten "Drügg koch mer jet Kaffee", kam er eines Morgens munter schwankend nach Hause. Als Drügg erwiderte: "Dat kann ich nit, ich han keen Anstochholz" schlug Jupp kurzerhand die Wasserbank entzwei und rief: Dä häste Anstochholz jenoch!"
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Verehrte Leserinnen und Leser. Seit über 30 Jahren betreibe ich intensiv Heimatforschung und habe den heimischen Büchermarkt mit einer Reihe von Veröffentlichungen beglückt. Auf der Suche nach historischen Fotos und deren Hintergrundwissen habe ich auch viele Helfer und Unterstützer gefunden. Vorallem wenn es um historische Abhandlungen und Texte die über Bensberg berichten fand ich immer wieder breite Unterstützung von den Verfassern persönlich oder wenn diese nicht mehr unter uns weilten von deren Kindern und Verwandten. In den Jahren von 1895 bis 1959 lebte in Bergisch Gladbach der Lehrer und Heimatforscher Dr. Anton Jux. Ihm Herrn Dr. Anton Jux verdanken wir einen reichhaltigen Nachlass an Kurzgeschichten über unsere Bergische Heimat, u.a. auch von und über Bensberg. Damit diese Kurzgeschichten über Bensberg nicht in Vergessenheit geraten, erlaubte mir sein Sohn Professor Dr. Ulrich Jux und seine Frau Herta den Abdruck in meinen Veröffentlichungen, mit dem Hinweis auf den Verfasser Dr. Anton Jux. Da viele meiner Bücher zwischenzeitlich vergriffen sind, möchte ich die eine oder andere Geschichte von Dr. Anton Jux in meiner Homepage nochmals öffentlich machen.
6.) Die tote Schwiegermutter unter dem Bett
von Dr. Anton Jux Vor vielen Jahren ritt einmal ein Schwadron Ulanen während des Manövers in Bensberg ein, und die müden Reiter wurden dort auf Bürgerquartiere verteilt. Ein Trupp war einer Wirtschaft zugeteilt worden, und nachdem sie die Pferde versorgt hatten, verlangten die hundematten Soldaten ihr Zimmer. Da stellte ihnen der Wirt die Frage: "Mit oder ohne Bett?" Sonderbar dachten sie, das ist doch natürlich, dass sie Zimmer mit Betten einer Strohschütte auf platten Boden vorzogen. Und so beschieden sie den Wirt auf seine seltsame Nachfrage. Nun sind die Soldaten zu allen Zeiten, auch wenn sie müde waren, zugleich immer durstig gewesen. So hoben dann die Ulanen noch etlichen Kannen, und als sie genug des Bieres hatten, da sank ein jeder von ihnen schwer ins Bett nieder. Nachts griff einer, wie es nach solchen Zechen üblich mit der Hand unters Bett - aber, Donnerwetter noch eins! - was er da faßt, das ist doch kein Geschirr, (Kammerpott) das ist ja eines Toten Gesicht!. Da sprang er ernüchtert auf und weckt die Kameraden. Einer kommt schlaftrunken mit dem Talklicht und spottet noch alleweil etwas von Leiche mit wächsener Haut. Nun holen sie den Wirt und stellten sich erregt um ihn herum , was das bedeuten solle. Der jedoch steht lächelnd da, überschaut sie der Reihe nach und spricht: "Uehr wellt Zaldaten sin on sin bang vüürem Duden! Ühr wohlt jo met Jewalt e Bett han! Aevver in dem Bett looch doch ming Schwejermoder, die woer jestere jestorven! Wat bleff mer andersch üvverich, als dat ech se onger dat Bett läjen dät?" Da sagten die Ulanen nichts mehr, ob sie allerdings weitergeschlafen haben, darüber schweigt die Geschichte aus.
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7.) Die verschmähte Hundefahrkarte von Dr. Anton Jux Was so ein richtiger bergischer Metzgermeister war, wie der alte Anton Himperich in Bensberg, der verdiente bestimmt vor dem Kriege mehr Geld als mancher, der trotz aller Arbeit weniger bekam. Und wenn er dazu noch auf den Handel ging, dann klimperte das in dem großen Lederbeutel nur so von Fünfmarkstücken, die damals sehr gewichtig waren und sich mit den Kaiser- und Fürstenbilder darauf im übrigen auch nicht übel ausnahmen. Nun ja, für das Klimpern haben sie dann auch lange Ruhejahre bekommen. Also, der Meister Himperich war auf dem Handel gewesen, hatte seinen wohlgenährten Hund - welcher Metzgerhund wäre das nicht - bei sich und kam zum Bahnhof in Untereschbach. Hier verlangte er am Schalter eine Fahrkarte nach Bensberg. Macht dreißig Pfennig! - "On de Hongk, muß ech do och für bezahle?" - "Natürlich, dovür jüt et en Hongskaat!" sagte wohlwollend der biedere Beamte. - "Da doot mer die drei Jrosche widder her, mieh kann ech diessen Ovend nir verdeene - komm Karo, mer jon ze Fooss!"
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8.) Die erste Fahrt mit der Eisenbahn Heute ist das Fahren mit der Eisenbahn eine Sache, die jeder kennt. Das war früher ganz anders. Da war wieder ein Streckeabschnitt der Eisenbahnlinie Köln- Bensberg- Lindlar fertig geworden, und in den ersten Tagen kam ein biederer Hausvater und verlangte am Schalter des nagelneuen Bahnhofs eine Fahrkarte nach Köln-Deutz. "Welche Klasse wollen sie fahren?" - "Och, dat es jlichevill, nemmt ald de iérschte beste!" - Damit wollte er dem Beamten den Dienst erleichtern, und er nahm es pfiffigerweise wörtlich und reichte ihm eine Karte erster Klasse, - Der Zug kommt in Köln-Deutz an, der Schaffner öffnet die Tür "Aussteigen" - Da sitzt doch der Alte wahrhaftig gemütlich auf dem Boden.-"Na, warum sitzen Sie denn da unten?" - "Och, ech wohl Üch die schün Polstere net drecklich maachen." - Der mir das erzählt hat, beteuerte "stief und fass", so sei es wahrhaftig gewesen, und er wisse sogar den Namen des rücksichtsvollen Fahrgastes, den ich aber nicht erfahren konnte. Denn unser Alter handelte jedenfalls besser als jene es tuen, die mit lehmbedeckten Stiefeln in die gute Stube "talpen" dass die Hausfrau das Grausen schüttelt.
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9.) De Kappewiert vun de Saalermüll Haben Sie schon mal Ihr Gebiß in Zahlung gegeben?
Nach einer Erzählung aufgeschrieben und mit aktuellen Informationen versehen von Willi Fritzen. Der Zeitpunkt von dem die nachfolgende Geschichte berichtet, liegt schon eine Weile von Jahren zurück.Die Saaler Straße, also die Straßenverbindung zum Erholungsgebiet Saaler Mühle, etwa zum Eisstadion, zur Otto- Hahn- Schule oder zum Mediterana, war damals eher ein befestigter Weg als eine Straße. Links und rechts ( wie alte Fotos belegen) verliefen noch Wassergräben und nur wenige Häuser standen entlang der Straße. Im unteren Bereich, wo heute die Ferdinand- Schmitz- Straße abzweigt, war damals noch ein nasses, lehmiges Heidegebiet. Im Jahre 1917 erwarb der auf der Kaule in Bensberg geborene Heinrich Paffrath mit Hilfe von Ersparnissen und wenig verwandtschaftlicher Mithilfe ein Haus an der Saaler Sraße und richtete dort, mitten im Wald gelegen, ein Ausflugslokal ein. Zunächst nur ein Cafe mit alkohofreiem Ausschank, welches 1922 für die Sommermonate eine Vollkonzession erhielt. Im Jahre 1926 machte ein Blitzschlag alles zu nichte, denn das Haus brannte völlig ab. Doch die Gastwirte steckten nicht zurück und bauten das Haus schöner und größer wieder auf. Sein Name:
Gasthof "Zur Saaler Mühle"
Das Ausflugslokal erfreute sich großer Beliebtheit und erfuhr vorallem in den Sommermonaten größten Zuspruch. Durch die rege Bautätigkeit nach dem Zweiten Weltkrieg entlang der Saaler Straße, Ferdinand- Schmitz- Straße, Graf- von- Spee-Straße usw. schätzten die Neubürger das Lokal genauso wie Heimatverein, Quartettverein oder der Maiverein von Lückerath, die dorthin ihr Stammlokal verlegt hatten. Übrigens, den Namen "Kappewiert" erhielt der Wirt Paffrath, weil er immer "en Kapp ob hatte" eine Kappe trug. Nun noch die eingangs erwähnte Anektote: 1927 erschien ein allseits bekannter Refrather Zechpreller in dem Lokal und bestellte Getränke für sich und die anwesenden Mitzecher im Werte von fast zehn Mark. Eine für die damalige Zeit wohl ansehnliche Summe. Er versuchte dann, durch einen Hinterausgang (Toilette) zu verschwinden. Da war aber ein Graben aufgeworfen und deshalb die Türe verschlossen. Jetzt mußte er Farbe bekennen. Der Hein zog ihm den Rock aus und verlangte auch sein Gebiss als Pfand, was der Delinquent, um keine Schwierigkeiten zu bekommen, anstandslos "aushändigte". Er hat es übrigens nie wieder abgeholt. "Wat dä Hein domet gemaht hät, weiß ich nicht".
Gaststätte und Kaffeehaus Inh. H. Paffrath Foto zirka 1928. Das Gebäude steht auch heute noch auf der Saalerstraße in Bensberg. Allerdings heute unter einer anderen Leitung. Beachten Sie die frühere Straßenbreite der Saalerstraße.
Soldaten der Wehrmacht Einquartierung anläßlich der Mobilmachung 1939.
Die Gaststätte war viele Jahre das Vereinslokal des Maivereins Lückerath.
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10.)Der Küster und der Totengräber.
Da sind die Frauen doch anders, wenn der Mann zuerst stirbt. Die trauernde Witwe liess 6 Wochenämter für ihren Mann lesen und fragte dann so im stillen den Küster, ob jetzt wohl ihr Mann aus dem Fegefeuer heraus wäre. Der Küster sagte zu ihr: "Ech hann gedrömt, he köm ald mem Kopp us demm Füer erus!". Da liess die Frau nochmals einige Seelenmessen lesen und fragte dann aufs neue den Küster. Dieser gab zur Antwort. "Met de Been steht hä noch drenne!" "Dann lot mer en Joddes Name noch e pa Messe lesse loße", sagte sie seufzend. Als sie nach einiger Zeit wieder fragte, ob er etwas von ihrem Mann geträumt hätte, da sagte der Küster triumphierend: "Jitz steht hä bluss noch met de Föß em Fuer!" doch die Witwe sagte entschlossen: " Dann lot in räuig do stonn blieve! Hä hät zicklewends luter üvver kaal Föß jekümt!".
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In der nachfolgenden Geschichte geht es um den schnurrigen und allseits beliebten Richter Allexander Bell am Bensberger Amtsgericht. Das Amtsgericht befand sich zur damalgen Zeit, als sich diese Geschichte zugetragen hat, noch an seinem alten Standort an der Gladbacher Straße in Bensberg. Zur besseren Einstimmung zunächst ein Foto von diesem Gebäude.
Das ehemalige Amtsgericht von Bensberg an der Gladbacher Straße.
11.)Der Tobsüchtige in der Gefängniszelle
von Dr. Anton Jux Eines Tages besuchte ein Lehrer namens August Kierspel mit seiner Klasse zwecks Besichtigung das Bensberger Amtsgricht. Ein Referendar liess die Jungen und Mädchen zunächst Einsicht in das Handelsregister nehmen. Darüber erschien Amtsrichter Alexander Bell selbst zu einer kurzen Begrüßung der Schar, und schlug vor auch einer gerade stattfindenden Sitzung im Gerichtssaal beizuwohnen. Mit gespannter Aufmerksamkeit folgten alle der Verhandlung. Danach meinte der Amtsrichter, ob denn die Schüler nicht auch wohl einen Blick in das Gefängnis werfen möchten. Es sei zwar leer, weil die Gefangenen gewöhnlich sofort am Tage der Einlieferung in den Klingelpütz zu Köln gebracht würden, aber immerhin lohne sich vielleicht auch ein Besuch. Gesagt getan. Ein Aufseher schloss die erste Zelle auf. Es war niemand darin, aber die dürftige Einrichtung erregte höchste Aufmerksamkeit. Da stand die kahle, harte Holzpritsche, daneben eine Wasserkanne und ein Schemel, in der Ecke ein Tischlein, und die schweren Eisenstäbe vor dem kleinen Fenster erweckte das Grauen. Nun ging es zur zweiten Zelle. Knarrend öffnete sich sich die schwere Eisentür - da prallten einige Mädel, die vorn standen, entsetzt zurück. Von der Pritsche springt ein wildaussehender Kerl auf, das Haar verworren und verschmiert und das verdreckte Gesicht, die haarige Brust offen, die Hände hoch mit gespreizten Fingern, und schreit den Amtsrichter an:"Du Blödmann warte, dir schneide ich die Rübe ab, wenn ich dich kriege..."- Alle weichen zum Flur hinaus bei dieser drohenden Haltung des Gefangenen. Der tobt weiter, und der Aufseher schließt geschwind die Tür, um den Wüterich das Entkommen unmöglich zu machen. Tatsächlich war der Besuch des Gefängnisses der Höhepunkt gewesen, und erst langsam legte sich auf dem Heimweg die Aufregung der Klasse. Einige Zeit später traf Lehrer Kierspel den Amtsrichter selbst. - "Ach Herr Kierspel, gut das ich Sie treffe! - ich muss Ihnen nämlich etwas beichten. Wissen Sie die Geschichte mit dem tobsüchtigen Gefangenen war nicht echt, - ich wollte etwas Besonderes bieten, und ein Mitarbeiter war so liebenswürdig, für die Zeit des Besuches die Rolle des Gefangenen zu übernehmen. Herr Amtsgerichtsrat Alexander Bell bat sich aus, dass die Geschichte mit dem Tobsüchtigen nicht an die Öffentlichkeit gelangen darf, inbesondere nich solange er noch leben würde, denn der Justizminister könnte ihn wegen groben Unfugs rügen. (die Geschichte wurde geringfügig gekürzt.)
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Das Türmenhaus am Burggraben in Bensberg, das Foto dürfte etwa die Zeit wiederspiegeln, von der die nachfolgende Geschichte berichtet.
12.)Die Kartoffeln des Wachtmeisters
aus der Sammlung von Dr. Anton Jux Im alten Türmchenhaus, dem heutigen Museum am Burggraben in Bensberg, war bereits vor dem Jahr 1900 das "Kittchen" der Haftraum der Gemeinde Bensberg gewesen.Das Fenster des Raumes war vergittert und unten abgeblendet, um neugierige Aus - und Einblicke zu verhindern. Nach oben war ein schräges Brett davorgestellt, damit etwas Licht einfallen konnte. Damals übte der Wachtmeister Bursutzki vom Gerichtsgefängnis im Bedarfsfall auch die Aufsicht über die im Türmchenhaus eingesperrten kleinen Sünder, etwa Trunkenbolde oder Fuhrleute, die ohne Leine fuhren, oder hartherzige Männer, die ihre Frauen schlugen oder die Kinder nicht zur Schule schickten und ähnliche "Fälle". So sass dann auch an einem Frühjahrstage hier einer gefangen, der hiess Remshagen. Der wollte auch statt der üblichen Strafe von drei Mark lieber zwei Tage brummen. Als Bursitzki ihn nun so friedsam auf der Holzpritsche liegen sah, wie er an einer Brotkruste knabberte, kam ihm ein heller Gedanken.- "Hören Sie mal Remshagen, jetzt müssen ja die Kartoffeln gelegt werden! Kennen Sie da was von?" - "Jewess ävver Herr Wachtmeester, meent ühr wall, ich hätt keene Jaden? Die Äapel hammer us luter selever jetrocken" - Na, das trifft sich ja gut. Wollen Sie mir wohl heute die Kartoffeln setzen? Dann kommen Sie wenigstens etwas an die Luft." - "Äaver jewess , Herr Wachtmeester, dä Jefalle dunn ech üch jäen". - "Na, dann kommen Sie mal mit!" Beim Gericht angekommen, lud Bursutzki einen Korb mit Setzkartoffeln, eine Setzleine, einen Eimer mit Knochenmehl, dem üblichen Düngemittel, und die Hacke auf den Handwagen, und den mußte Remshagen ziehen. Sie fuhren nach der "rauen Gasse". - heute heißt sie (aber total falsch) Odinweg" - wo der Wachtmeister einen kleinen Acker hatte, um seiner Familie das zu bieten, was er mit seinem kargen Gehalt nicht erschwingen konnte. Der Wachtmeister zeigte dem Häftling das Stück und sagte: "So, Remshagen, nun zeigen Sie mal, wie Sie das machen wollen!" der schaute ihn groß an und war verschnupft über das versteckte Mißtrauen. Schon stieg ihm ein böser Plan auf. Fachgerecht zog er die erste Furche, und ebenso fachgerecht legte er die Kartoffeln ein und deckte die wieder zu. Er gab sich an die zweite Furche, indes Bursitzki ihn herablassend zusah. - "Ja, ich sehe, Sie können es! Da kann ich ja nach Hause gehen. Machen Sie ruhig alles fertig, ich hole Sie nach drei Stunden wieder ab." Remshagen sah den Wachtmeister höhnisch nach, zog die dritte Furche besonders breit und verteilte in ihr sämtliche noch vorhandene Setzkartoffeln. Sorgsam deckte er sie zu. Und dann ging die Sache leicht und schnell voran. Sauber lag nach kurzer Weile der bearbeitete Acker da, und daneben ruhte sich Remshagen im Grase aus. Der Wachtmeister rüttelte ihn aus dem Schlaf, lobte ihn noch und gab ihm als Anerkennung eine besonders reiche Abendmahlzeit. als er ihn am nächsten Abend entliess, steckte er ihm sogar noch eine Zigarre zu, indem er zwinkerte "Für die Kartoffeln!" Als dann später die Kartoffeln rauskamen zwinkerte der Wachtmeister nicht mehr. Ein so sonderbares Kartoffelfeld hatte noch keiner in Bensberg gesehen. Er beeilte sich, in der dritten Furche die Fülle etwas zu dämmen und die wieder ausgebuddelten Kartoffeln aufs Stück zu verteilen. Im übrigen konnte er nichts gegen Remshagen unternehmen, "von wegen Dienstvorschrift" Der aber hütete sich, nochmals gegen die Gesetze zu sündigen, "von wegen der Rache Busurskis", die dann den Bock treffen würde, der zum Gärtner gemacht worden war.
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Verehrter Leser: Die nächste Geschichte "Uss däm ahle Bänsberg" berichtet über das ehemalige Hotel "Alte Post". Nach dem Abriss zirka 1970 wurde dort das Weißenberger Hotel errichtet, was aber auch nur für einige Jahre in dem Neubau untergebracht war. Heute befindet sich im Untergeschoß der DM-Markt. Die nachfolgende Geschichte wurde vom Altbürgermeister Franz - Karl Burgmer niedergeschrieben. Auch hier zunächst ein Foto vom ehemaligen Hotel "Alte Post".
Der Name "Zur alten Post" erinnert an ein Haus was einmal auf gleichem Baugrund gestanden hat, und indem sich das Bensberger Postgebäude befunden hat.
13.)Das Hotel und Gasthaus "Alte Post" in Bensberg.
Zunächst eine kleine Einführung. Die Vielfalt Bensberger Gaststätten war erstaunlich und die jeweilige Kneipe suchte sich ihr Publikum. Sicher war dies auch davon abhängig, wie der Wirt seine Gastronomie realisierte. Das Können des Gastronomen besteht nicht in der Kenntnis, Speisen und Getränke fehlerfrei anzurichten und zu servieren, sondern vor allem in der psyschologisch richtigen Behandlung der Gäste, wie er sie sich wünscht.
Die "Alte Post" in Bensberg schräg gegenüber dem Hohlweg der zum Schloss hinauf führt, und gegenüber dem Emilienbrünnchen, zeigte sich mir allgemein abweisend. Da ich als kleiner Junge dort nichts zu suchen hatte, nahm ich das auch weiter nicht zur Kenntnis. Als ich jedoch in das Alter eines Heranwachsenden kam und dort aus irgendwelchen Gründen nicht umhin konnte hineinzugehen, mußte ich zuerst die etwas steilen Eingangsstufen überwinden. In dieser Weise empfand ich diese Gastronomie auch inwendig etwas als Bremse. Her Schwetz, der damalige Chef des Hauses habe ich als untersetzten, etwas dichbäuchigen Herrn mit grauen Anzug und Weste in Erinnerung. Nach meinem ersten Eindruck bemühte er sich inmitten des Lokals, emsig überall Anweisungen zu geben, die Gäste persönlich zu empfangen und einzuweisen. Ich glaube, er hatte es nicht so gerne, wenn man an der Schenke stand. Vor dieser Theke hatte er sich immer so sperrig aufgebaut, dass man genötigt war, sich einen Platz im Lokal weiter hinten zu suchen. Später ging er dann reihum an die weißgedeckten Tische des kleinen, außen etwas vorgelagerten Sälchens und hielt jedesmal einen kleinen Plausch. Er erkundigte sich nach dem Wohlbefinden der Bewirteten. Dies waren - dem Erzählen der Einheimischen nach -wohl proportionierte Bürger der Hautevolee, so dass das Lokal ringsum als renomiert galt. Die Alte Post war jahrelang auch als Vereinslokal beliebt. Und so blieb es nicht aus, dass hier ordentlich gezecht wurde. So erzählte mir ein älterer Bensberger von einer Begebenheit, bei der den Teilnehmern zu vorgerückter Stunde anscheinend das Protokoll entglitten war. Es muss wohl menschlich verständlicher Drang zur Entleerung - verursacht durch das endlos gegenseitige Prosit - gewesen sein. Mit der Zeit preßte es in höchster Not auf ein Körperventil, und es war im Grunde höchste Zeit , etwas zu unternehmen. Man hatte dies gegenseitig und insgeheim festgestellt, zögerte jedoch offenbar die Entleerung noch hinaus, weil man meinte , in einem miteinander vereinbarten Aufbruch eine Lösung zu finden. Der Übermut der Männer: Männer sind ja oft wie kleine Jungen zum Scherzen aufgelegt, und was lag näher, in diesem gemeinschaftlich durch den körperlichen Druck erzeugten Verständnis, mit der Ausgelassenheit der späten Stunde auf den Einfall zu kommen, hieraus einen sportlichen Wettkampf zu veranstalten. Hierfür eignete sich als Standpunkt besonders gut die oberste Stufe der Eingangstreppe. Von dieser Stelle aus war auch der anzuvisierende Punkt intuitiv schnell erkannt, weil sich gegenüber sowieso eine Zielscheibe bereits befand: das Emilienbrünnchen, freundlich in der Stille dahinpläzschernd. Ob die Herren getroffen haben oder wer gewonnen hat, ist nicht überliefert. Etwa zur gleichen Zeit, zumindest aber zeitgleich einordbar, erzählte ein anderer Bensberger am Biertisch von folgender Begebenheit aus der Alten Post, die sicher auch nicht in der Zeitung zu lesen stand, weil sein Vater daran beteiligt war. Der zuvor beschriebene Zustand beim Verlassen des Hauses und die frische Luft schien die Honoratioren dazu zu verleiten, noch andere Albernheiten auszuhecken. So hatte man sich bei gleicher oder ähnlicher Gelegenheit zum Heimmarsch versammelt und entrüstete sich über den enormen Verkehr auf der Straße. Wie es der Zufall wollte sah man gerade ein vereinzelt herankommender Wagen, dessen Vorderlicht mit Karbitlampen ausgestattet war. Unsere nicht mehr klardenkenden Herren hatten sich dieses Auto zum Ziel ausersehen, vieleicht in der Erkenntnis zur Verhinderung zukünftiger Umweltverschmutzung. Es ist nicht mehr bekannt, ob nun der Pastor, der Amtsgerichtsrat oder der Direktor der Schule zuerst > zugeschlagen <. hat, nur die Leuchten des Autos wurden mit dem Spazierstock zertrümmert. Wegen der damals noch allgemeinen Dunkelheit ist auch niergendwo vermerkt, wohin die Übertäter entschwunden sind, Man weiss nur noch, das einer der schwankend Heimkommenden unter dem Fenster seiner Angetrauten laut vor sich hin sprach "Auf Wiedersehen, Herr Sekretär! Auf Wiedersehen, Herr Pastor" obgleich niemand zu sehen war. Damit sollte seine ihm sonst drohende Ehefrau milde gestimmt werden, weil dann seine lange familiere Abwesenheit einem gesellschaftlichen Zweck und nicht Trinkgelüsten gedient hatte.
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14.)Freiherr vam Bähnsberg nom Immekeppel
von Dr. Anton Jux Es ist schon sehr lange her als im Jahre 1912 der letzte Abschnitt der Sülztalbahn von Immekeppel bis Lindlar fertiggestellt, und der festlich bekränzte Zug zum erstenmal von Immekeppel in Richtung Lindlar startete. Es waren viele Ehrengäste geladen, die diese Junfernfahrt mitmachten, Bürgermeister, Landräte, Fabrikanten und sonstige Männer, die eine Rolle im öffentlichen Leben spielten (oder viel Geld hatten), darunter natürlich auch, wie es der feudal-kaiserlichen Zeit entsprach, die Vertreter des Adels, nämlich die freiherrlichen Besitzer der Schlösser Georgshausen und Heiligenhoven, die einen immerhin erheblichen Teil ihres großen Grundbesitzes für den neuen Schienenstrang hatten hergeben müssen. In dem Zug, der von Bensberg heraufkam, in der altgewohnten Weise fröhlich bimmelnd, sass auch der Hannes aus der Großhurdener Gegend,der eigentlich in Immekeppel hätte aussteigen müssen, um zu seinem Hof den steilen Berg hinanzusteigen und auch nur bis Immekeppel bezahlt hatte. Als er auf dem Immekeppeler Bahnhof aber die Menge feiner Herren im Bratenrock und Zylinder gewahrte, die alle zustiegen, um, wie gesagt, an der festlichen Fahrt teilzunehmen, entschloss sich der Hannes, bis Obersteeg mitzufahren und sich das Spiel näher anzusehen. Da stellte sich in seinem Coupè, wie man damals so nett für ein Abteil zu sagen pflegte, gerade zwei Herren einem "hohen Tier" von der Direktion der "Preußisch- Hessischen Staatsbahn" in Cöln vor, und Hannes hörte und sah, wie der eine sich leicht verbeugte, und sagte: "von Landsberg" und der andere einen Grad steifer:" von Fürstenberg". Halt dachte Hannes, das geht um die Fahrkarten, und er stellte sich senkrecht, senkte den Kopf und sagte: "Vam Bähnsberg nom Immekeppel!" Und als die Herren zu dritt darob kicherten, machte sich der Hannes in Obersteeg rasch aus dem Staube, um nicht am Ende noch nachzahlen zu müssen.
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15.) Brandsignalmann Gerhard Cossmann von der Bensberger Feuerwehr
von Willi Fritzen Gerhard Cossmann, den Bensbergern besser unter Namen der "Cosmanns Girred" bekannt, hatte zwischen den beiden Weltkriegen und auch noch einige Jahre danach, auf der früheren Bensberger Hauptstraße, wenige Häuser rechts neben der Metzgerei Himperich, eine kleine Bäckerei. Ich habe ihn als junger Mensch noch kennengelernt, vor allem wenn er Sommertags im Flur neben seinem kleinen Bäckerladen selbstgemachtes Speiseeis verkaufte. Er war noch von dem alten Menschenschlag wie z.B. die "Süße Mama" die in der Straße rechts neben dem Schloß ( heute Kadettenstraße) einen Lebensmittelladen führte und u.a. auch Süßigkeiten verkaufte, der Laden war vorallem bei den Schulkindern der nahen Volksschule eine beliebte Anlaufstelle. Desweiteren wären noch ein kleiner Kramladen zu nennen der damals von einer Frau Pielsticker geführt wurde, das winzige Lädchen stand dort wo sich heute die Sonnen Apotheke befindet. Hier gab es allerlei Krimskram u.a. Süßigkeiten wie z.B. Dauerlutscher oder Kulitsch (Lakritz).Bei uns Kindern hieß der Laden schlicht der "Pillewauwau" Aber kommen wir zurück auf unseren Cossmanns Girred. Er knetete die Brotteige noch mit den Füßen. Vermutlich waren zur damaligen Zeit Teig- Knetmaschinen für einen kleinen Bäckerladen unerschwinglich. Diese Art der Teigherstellung wurde in den dreißiger Jahren aber verboten. Gerhard Cossmann war eine Seele von Mensch, aber auch ein bißchen einfältig. Er wäre gerne Feuermann geworden, aber ein Fußleiden hinderte ihn am aktiven Einsatz. Hier muß ich wohl für die jüngeren Leser anmerken, das Bensberg damals ausschließlich nur eine Freiwillige Feuerwehr hatte, und das die Wehr noch mit einem Signalhorn alarmiert wurde wenns brannte. ( Später wurde die Wehr über die Sirene alamiert) Als Hornist war Girred geeignet - und natürlich auch zum Nachlöschen, wenn der Einsatz vorbei war. Mit Stolz erfüllte Meister Cossmann die Aufgabe des Hornisten, aber man hänselte ihn auch gern. Falscher Arlarm. Eines Tages beschloss man, ihm einen Streich zu spielen. Der damalige Dorfbabier (Friseur) Heinrich Scheide, hatte seinen Laden nicht weit von dem Bäckerladen entfernt. Unser Girred saß im Stuhl beim Friseur Scheide, um sich rasieren zu lassen. Als die Arbeit gerade zur Hälfte getan war, stürmte ein Beobachter aus dem Hintergrund, scheinbar atemlos, in den Friseursalon und rief "Es brennt, es brennt! Herr Cossmann sie müssen blasen!" Pflichtbewust sprang Meister Girred auf, lief nach Hause, ergriff das Brandhorn und humpelte tutend durch die Straßen von Bensberg, halb eingeseift, halb rasiert. Alle Feuerwehrkameraden wußten von dem Steich mit dem blinden Arlarm und mancher war trotzdem gekommen, um aus sicherem Versteck Zeuge des Schabernacks zu werden. In Windeseile verbreitete sich die Nachricht vom blinden Arlarm und alles lachte mit. Der, der es zuletzt merkte, war Cossmanns Girred selber. Erst nach dem nächsten Einsatz versöhnte er sich wieder mit seinen Kameraden beim Nachlöschen. Der Orden Gerhard Cossmann der wegen des zuvor genannten Beinleidens kein aktiver Feuerwehrmann werden konnte, wurde bei Beförderungen immer übergangen. So mußte er zusehen das ein Feuermann nach 10 oder 25 Jahre Diestzeit mit einer Medaille ausgezeichnet wurde, er aber nicht. Es war zur Zeit des 2. Weltkrieges und es gab daher leider auch in Bensberg mehr Einsätze als in friedlichen Zeiten. Er der schon so lange dabei war als manch ein anderer Dekorierter der freiwilligen Wehr, hatte immer noch keinen Orden. Zu gern hätte er eine Medaille oder Verdienstkreuz gehabt. Die Regeln für Auszeichnungen dieser Art betrafen jedoch nur in langjährigem aktiven Einsatz bewährte Leute. Girred aber fühlte sich übergangen und wurde eines Tages beim Wehrführer vorstellig. Eine Zeitlang konnte man ihn vertrösten, dann reklamierte er heftiger. Schließlich glaubte sein Vorgesetzter einen besonders guten Einfall zu haben: "Also, Girred, es ist Krieg. Überall wird Altmetall gesammelt und Metalle sind besonders knapp. Granaten sind jetzt wichtiger als Ehrenabzeichen, das muß du doch einsehen!". Der einfältige Girred tat es auch, aber es wurmte ihn sehr. Irgendwie mußte doch an eine Auszeichnung zu kommen sein. Da hatte er eine Idee, die die Lösung seines Problems bringen mußte! So erschien er am folgenden Tag beim Wehrführer mit einem abmontierten Messinghahn und meinte treuherzig: "Davon könnt ihr jetzt meinen Orden machen und habt auch noch Metall für einpaar Granaten!"
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16.) Anekdoten von der Schützengilde "Jan Wellem" Bensberg
Zuvor eine Anmerkung von Willi Fritzen Die ersten Schützenvereine gab es schon im 13. Jahrhundert und waren das bürgerliche Gegenstück zum Rittertum und seinen Tunieren. Der Ort Bensberg hat zwar eine Schützengilde aber keinen Schützenverein. Zunächst folgendes: Schon um 1900 gab es die Schützengilde "Jan Wellem" und hatte auf dem Gelände der Gaststätte "Haus Bockenberg" einen eigenen Schießstand. Jedenfalls kam es im Jahre 1954 zu einer Neugründung. Nach meinem Kenntnisstand feiert die Bensberger Schützengilde auch kein eigentliches Schützenfest und Schützenumzug. Doch einen Rückblick auf die wechselvolle Geschichte dieses Vereins ist nicht meine Aufgabe. Werfen wir lieber einen Blick auf die Anekdoten aus dem Vereinsleben. Das Schußbild Als die Schützengilde nach 1954 also nach der Neugründung noch nicht genügend KK-Büchsen (Kleinkaliebergewehre ) hatte, schlossen sich zehn Mitglieder zu einer Interessengemeinschaft zusammen, opferten wöchentlich ein paar Mark und alle vier Wochen war der Betrag zum Kauf einer Büchse zusammen, welche dann verlost wurde, bis alle im Besitz eines eigenen Gewehrs waren. Endlich bekam auch Schützenkamerad Toni Neuhäuser seine Büchse, und das zu jedem Sportgewehr mitgelieferte Schußbild war im Falle Toni miserabel. Alle wußten, mit diesem Schußbild würde Toni bald die Lust am Schießsport verlieren und für schlechte Leistung immer sein Schußbild verantwortlich machen. So dachten sich die Kameraden einen Trick aus. Einige der Gruppe beschossen aus stark verkürzter Entfernung eine neue Scheibe und zu diesem Trefferbild konnte jedermann vollstes Vertrauen haben. Und siehe da, unser Toni schoss damit beachtliche Serien und wurde einer der besten Schützen der Gilde. Ganz besonders gut schoss Toni bei einem Wettkampf in Lindlar. Auf die Frage eines dortigen Schützen, wie er zu solch guten Ergebnissen komme, nahm Toni seine Testscheibe aus der Brieftasche und zeigte sie stolz vor mit den Worten: "Kein Wunder bei dem Schußbild!".
Der Spitzenlack Ein Mitglied der Schützengilde war Gustav Böringer der in der Nähe des Bensberger Bahnhofes ( am besagten Standort befindet sich heute die Firma OBI ) in seiner gutgehenden Lackfabrik ausgesprochene Spitzenlacke herstellte. Eines Tages hatte Paul Dahnen, ein Mitglied der Schützengilde ( Inhaber der Möbelfabrik Paul Dahnen in der unteren Schloßstraße) einen Kanister Lack einer auswärtigen Firma gemustert der ganz besonders gut sein sollte. Paul Dahnen war abgelekt worden, währenddessen der Lackfabrikant Böringer mit seinem Wagen in seine Firma gefahren war und einen Kanister seines eigenen Lackes zu holen. Klammheimlich wurde dann vor Zeugen Dahnens Kanister entleert und Böringers Lack eingefüllt. Einige Wochen später wurde Paul Dahnen gefragt, wie denn der auswertige Spitzenlack gewesen sei. "Kein anderer Lack kommt mehr in Frage! war die Antwort. Über die Eröffnung , dass es Böringer- Lack gewesen sei, wurde kräftig gelacht. Paul Dahnen lachte mit - und kaufte fortan seinen Lackbedarf in Bensberg.
Hier nun einige Fotos von der Schützengilde "Jan Wellem"
Bilder vom Schießstand der Schützengilde "Jan Wellem" bei der Gaststätte Bockenberg in Bensberg.
Erinnerungs- und Zielscheiben der Schützengilde " Jan Wellem" von Bensberg.
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Amtsrichter Alexander Bell vom Bensberger Amtsgericht.
Vorbemerkung zur Person Alexander Bell der beim Amtsgericht Bensberg treu und brav seinen Dienst als Amtsrichter versehen hat. Auf der Suche nach Histörchen über Bensberger Bürger fand ich mehr als sonst üblich, lustige Geschichten über diesen liebenswerten Menschen. Im vorliegenden Ordner Nr. 6 unter der fortlaufenden Nummerierung Nr. 11 habe ich bereits unter dem Titel: > Der Tobsüchtige in der Gefängniszelle < eine dieser Kurzgeschichten, die mit der Person von Alexander Bell im Zusammenhang steht, veröffentlicht. Ich freue mich, Ihnen hier weitere Geschichten präsentieren zu können.
17.) Das Urteil im Schatten der Frau Der Schmitzen Hannes war Schöffe am Amtsgericht in Bensberg, als der alte Alexander Bell als Richter fungierte. Da kam ein Mann vor, der hatte seine Frau mishandelt, doch die Verhandlung ergab, daas sie ein großer Drache und schuld an dem Unfrieden im Hause war. Sie hatte den Mann zur Gegenwehr geredezu getrieben. Also kam es zu einem glatten Freispruch. Trotzdem schimpfte aber der alte Bell vor der Urteilsverkündung ganz mächtig auf den armen Mann ein, er solle sich ja nicht unterstehen und so weiter.-- Nachdem der Mann abgetreten war, sagte der Richter, im übrigen ein herzensguter und edler Mensch, der tausend Witze hintereinander erzählen konnte: "Ich muss ihm schon ordentlich anbrüllen; denn wenn meine Frau das erfahren hätte --".
18.) Wie ein Hilfsarbeiter gleichzetig über hundert Handwerker foppte
Nach der Auflösung der Preußischen Kadettenanstalt die bis 1919 im Bensberger Schloss untergebracht war, wurde das Schloss von der Gemeinde Bensberg von 1919 - bis 1933 als Obdachlosen- Unterkunft genutzt. Im sogenannten Dritten Reich 1933 - 1945 sollte im Bensberger Schloss die NPEA, eine National-Politische Erziehungsanstalt eingerichtet werden. Bevor die NPEA ab etwa 1936 einziehen konnte wurde das Schloss einer gründlichen Renovierung unterzogen. Bei dieser Renovierung waren weit über hundert Handwerker gleichzeitig beschäftigt. Und hier nahm die nachfolgende Geschichte ihren Lauf.Zur damaligen Zeit war es üblich, dass die Beschäftigten z.B. auf einer Baustelle ihr Essen (Mittagessen) in einem "Henkelmann" mitbrachten. Dieser Henkelmann (tragbares Essgeschirr) bestand meistens aus zwei runden Töpfen, die mittels eines besonderen Verschlusses und einem Bügel miteinander verbunden waren. An dem Bügel konnte man dann den Henkelmann mit einer Hand tragen. Daher der Name Henkelmann. Der Henkelmann wurde dann vor der Mittagspause in heißem Wasser aufgewärmt. Um das zu bewerkstelligen, hatte man auf dem Schlossvorplatz eine riesige, rechteckige Wanne aufgestellt, in der normalerweise ungelöschter Kalk zu Mörtel verarbeitet wurde. Die Wanne war natürlich vorher noch nie benutztworden. Sie war auf 4 Steinblöcken aufgebockt und mit Wasser gefüllt. Ein junger Mann, ein Hilfsarbeiter und nicht von besonderer Intelligenz musste nun jeden Vormittag unter der Wanne ein Feuer anzünden, das Wasser erhitzen, und die ihm morgens mitgebrachten Henkelmänner auf die übliche Esstemperatur zu bringen. Nie gelang es ihm, die vielen Henkelmannbesitzer zufrieden zu stellen. Dem Einen war das Essen zu kalt dem Anderen zu heiß. Sie ließen ihre Frust wochenlang an den armen Jungen ab. Dieser war die ständige Meckerei leid, und er schwor Rache. Als die Bauarbeiter und Handwerker eines Mittags an der Wanne erschienen, um zu essen, lagen die leeren Henkelmänner auf einem Haufen neben der Wanne.Den Inhalt aller Essgeschirre hatte der junge Mann in das heisse Wasser der Wanne geschüttet und mit einem Rechen sorgfältig vermischt. Die entsetzten Männer sahen Kotteletts inmitten von Milchsuppe, Heringe zwischen Bohnensuppe, Pudding zwischen Roten Rüben schwimmen. Der junge Mann hatte sich natürlich aus dem Staub gemacht und wurde nie wieder auf der Schlossbaustelle gesehen.
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19.) Justitia
Das Wachtmeisterzimmer am Bensberger Amtsgericht ist sozusagen Anlaufstelle für im Haus unkundige, für Rechtsanwälte, Beschwerdeführende, Menschen, die sich verfolgt und unrecht behandelt fühlen, gewissenmaßen eine Auskunftei für gute und böse Menschen, die in diesem Haus der Justitia ein- und ausgehen.
Im großen und ganzen gibt es in dieser Wachmeisterei nicht viel zu lachen, denn der Anlass, warum Menschen das Amtsgericht betreten, ist meistens kein lustiger. Und doch schallte dieser Tage aus diesem Amtsraum lautes Gelächter. Nein, nein es war nicht der neueste Witz, den ein Wachtmeister gerade erzählt hatte. Der Grund war ein ganz anderer.
Kurz vor der Lachsalve hatte ein Ausländer händfuchtelnd und zimlich aufgekratzt die Wachtmeisterstube betreten, um sich nach der Sache zu erkundigen. Da er aber der deutschen Sprache nicht ganz mächtig war, ging das Palaver hin und her, ohne das die Wachtmeister wußten, um was es dem Fragesteller eigentlich ging.
Wachtmeister sind geduldig. Ob er eine Vorladung als Angeklagter oder Zeuge habe? Nein, nichts von beiden. Aber die Sache sei sehr wichtig. Endlich begann der Ausländer konkreter zu formulieren: " Wo ist sich Stelle, wo ich machen Frau kaputt?".
Der Wachtmeister stutzte: Der wird doch nicht seine Frau umbringen wollen? Nein, das wollte er nicht. Er suchte lediglich das Amt, in dem das Familiengericht untergebracht ist, wo er sich von seiner Frau scheiden lassen wollte.
Er suchte Vergeltung beim Scheidungsrichter. Er bekam natürlich die richtige Auskunft über dieser Dienststelle. Mehr konnte der Wachtmeister auch nichts tun.
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20.) Himmel, Hölle und Fegefeuer
Da war einem Bauern die Frau gestorben. Er ließ aber nicht wie es sonst im Dorf allgemein üblich war, ein Sechswochenamt für ihre Seelenruhe lesen. Als der Pfarrer ihn verwundert daran erinnerte, antwortete der Witwer treuherzig: " Här Pastur, dat well ech Üch ens sagen: "Wenn se em Himmel es, dann hät se et net mieh nüdig, on wenn se enn de Höll es, dann nötz et ihr nüs mieh. On wann se em Fäfüer (Fegefeuer) es, dann künne se meng Frau sellig do ens fäje, wie se mech he gefächt hät!".
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21.) Kurtaxe bezahlen, fürs Wohnen in unserer Bergischen Heimat
In Köln lebte ein Mann - der den Dom von innen noch nie gesehen hat. Und wir, kennen wir unsere Bergische Heimat besser?
Eine Familie aus Heidkamp hatte Besuch von Verwandten aus einer staubigen Industriestadt. Am Nachmittag wanderte der Besuch mit der Familie durch die Lerbach, zum Naturfreundehaus Hardt und durch den Wald nach Bensberg. Der Besuch aus der staubigen Industriestadt atmete tiefer als die Heidkamper Gastgeber und priesen die Schönheit und Wälder und meinten schließlich:" Bei soviel Grün und Schönheit, da müßte eigentlich fürs Wohnen in dieser Gegend Kurtaxe erhoben werden!". Warum in die Ferne schweifen .... Nur mal wieder die Augen öffnen, für das, was vor unserer Haustür liegt.
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22.) Mundraub
Vor "Dieben" in der eigenen Familie ist man auch nicht gefeit. Diese Erfahrung machte unlängst eine Frau aus Bensberg. Voller Hingabe hatte sie sich trotz der Hitze am Samstag in die Küsche gestellt, um für ihre Lieben den Sonntagsbraten zu bereiten.
Bald zogen köstliche Düfte durch die Wohnung. Als die Hausfrau den Gasherd abdrehte und den goldbraunen Braten zur Seite stellte, konnte sie sich ob dieses Meisterwerkes zufrieden an die Gartenarbeit machen. Doch als sie nach einiger Zeit nochmal den Topfdeckel lüftete, glaubte sie ihren Augen nicht zu trauen. Das vorher doch so ansehnliche Stück Fleisch war auf ein lächerliches Minimum geschrumpft.
Als Täter schied der ansonsten so verfressene Cocker Spaniel Amadeus aus, der hatte nämlich Frauchen von einem schattigen Plätzchen dösend bei der Gartenarbeit bewacht.
Die Frau brachte allerdings nicht weiter den Kommissar zu spielen, denn unter ihren eisigen Blicken gestanden ihre Männer, Ehemann und zwei Söhne den "Mundraub".Sie hatten zunächst nur testen wollen, ob der Braten so richtig durch war. Dann übermannte es sie, und Bratenscheibe auf Bratenscheibe wurden verspeist.
Dieses Kompliment an ihre Kostkunst ahndete die Hausfrau mit einer ganz drastischen Strafe: Am Sonntag wurde Graupensuppe aufgetischt, und die schmeckt ihren Männern nicht besonders.
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23.) Aus Schulaufsätzen
Ich hörte im Wald so komische Stimmen, diese kamen von einem tollwütigen Vogel.
(Aus der Zeit nach dem Krieg) Wenn wir Granaten finden, sollen wir sie der Polizei oder Lehrer geben, denn diese sind sehr gefährlich.
Die Gemse, vom Jäger verfolgt, stieg immer höher in die Berge. Plötzlich stand sie still. Neben ihr gähnte ein tiefer Abgrund, hinter ihr der Jäger.
Die Erdbeere sieht aus wie eine Kirsche mit Gänsehaut....
Der Lehrer schrieb folgenden Satz an die Tafel: "Berthold Schwarz, ein Deutscher, erfand Anfang des 14. Jahrhunderts das Schießpulver." Dann forderte er die Schüler auf, diesen Satz mit anderen Worten aufzuschreiben.
Als er Dieters Arbeit nachsah, las er: " Ein schwarzer Deutscher erfand in seinem 14. Lebensjahr das Schießpulver namens Berthold.
Wir fuhren nach Köln, gingen dort in den Zoo und besuchten unsere Verwandten.
Das Rückgrat sind viele Knochen in Stangenform. Auf dem einem Ende sitzt der Kopf, auf dem anderen Ende sitzen wir.
Als wir müde waren, leckten wir uns in den Schatten.
Fragt der Lehrer seine Schüler: "Wer kennt die Weinsorte, die am Fuße des Vesuv wächts?" Da ruft ein Schüler "Glühwein!"
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24.) Mit der Polizei gegen Nikolaus
DieWeihnachtsvorboten müssen sich warm anziehen, wenn sie wie jedes Jahr bei Familie Hülsmann vorbeischauen wollen. Denn ehrfurchtsvoll sind die Kinder der Familie keineswegs angesichts der bevorstehenden Stippvisite von Nikolaus, Knecht Ruprecht un Co. Eher aufgeklärt kritisch.
Als Mutter Gisela den beiden größeren neulich nebenbei erzählte, dass nur die lieben Kinder was vom Nikolaus bekommen und die bösen sich stattdessen vor der Rute von Knecht Ruprecht in Acht nehmen sollten, konterte der sechsjährige Christian ungerührt: " Kinder schlagen ist verboten, Mama". Jeder Erklärungsversuch, das die Rute eben ein Gerät von früher sei und Knecht Ruprecht heute damit wahrscheinlich nicht mehr richtig zuschlage, es für unartige Kinder aber in jedem Fall nichts süßes gebe, fruchtete nicht. Christian hatte die Abwehrmaßnahme bereits organisiert und die Reihen der potenziellen Opfer fest geschlossen: "Wenn hier einer von denen mit der Rute ankommt, rufen wir die 110 an, und die Polizei kommt und bringt ihn ins Gefängnis - das habe ich auch schon meinen Freunden aus der Schule gesagt, die machen alle mit."
Wenn die Adventsvorbereitungen überall so aussehen, dürfen Nikolaus und Knecht Ruprecht bald in die Liste der "unbeliebten Berufe" wie Versicherungsvereter, Politiker etc. von den Top-Plätzen vertrieben worden sein.
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Nach dieser lustigen Geschichte hier noch gleich weitere Geschichten die über das Thema > Advents- und Weihnachtszeit < berichten.
25.) Zuviel ist eben zu viel des Guten
Bei Familie Niklas in Bensberg - Frankenforst hat sich gedanklich folgendes eingeprägt. Weihnachten ist, wenn es beim nahen ALDI Dominosteine gibt. In der ganzen Familie hatte sich die Lektion längst verinnertlicht. Dominosteine sind der ultimative Adventskick, vor allem für den Hausheren,"Und von ALDI, sind die besten". Das wissen natürlich auch Freunde und Verwandten. Also kommt ab Mitte Oktober niemand mehr mit leeren Händen zu Besuch. Hausherr Michael, freut sich darüber sehr - jedenfalls die ersten Wochen. Anfangs hat er den Dominoberg noch im Griff und hält den Bestand durch kontinuierlichen Konsum stabil. Doch der Dominostein ist halt ein nachwachsender Rohstoff. Und irgentwann - so um den den ersten Advent herum - wächst Michael die Sache dann doch über den Kopf. Je näher der Dominostein seiner Bestimmung als Weihnachtsgebäck rückt, desto weiter rückt Michael von ihm ab. "Ich kann das Zeug nicht mehr sehen", und schimpft und verflucht die eifrigen Schenker. An Weihnachten gibt es bei der Familie Niklas seither keine Dominosteine mehr.
26.) Christkind auf dem Prüfstand
SohnemannMarius von der Familie Fischer, hat ein Experiment unternommen. "Ich will endlich wissen, ob das Christkind selber die Geschenke bringt", hat der Erstklässler gesagt. Diemal hat er seinen Wunschzettel nicht den Eltern gezeigt, sondern ihn eigenhändig gleich nach dem Schreiben kuvertiert und mit ungelenkter Handschrift und einigen Fehlerschen - die gleichwohl die himmliche Post nicht irritieren sollten- "An das Kristkint in 51777 Engelskerschen" adressiert. Marius Eltern haben zimlich verdattert geschaut, als sie nur noch die Briefmarke rausrücken sollten. Und sie haben sich wohl wohl oder übel mit dem Gedanken angefreundet, dass sie an diesem Heiligabend die Geschichte vom Christkind, dass die Geschenke bringt, höchstens noch für Marius kleiner Bruder bemühen müssen. Was das Briefgeheimnis angeht, hat das Christkind nämlich in den vergangenen Jahrhunderten immer dicht gehalten.
27.) Das Christkind mit Besen
Walter liebt Weihnachtslieder. Mit Inbrunst singt er sie mit, wenn er mit seinen Eltern in der Kirche ist, und an den Adventssonntagen, oder wenn sie zuhause die Kerzen anzünden. Walter Lieblingslied ist "Alle Jahre wieder". Mutter Hilde ist immer ganz gerührt, wie er sich reinhängt, aber neulich wurde sie doch stutzig. "Alle Jahre Wie-der-her, kommt da-has Christuskind, auf die Erde nie-de-her, wo die Menschen sind. Kehrt mit seinen >Besen<. ein i-hin jedes Haus, kehrt auf allen Wee-gen , mit uh-uns ein und aus", singt Walter.
"Wie war das gleich im Mittelteil", fragt die Mutter ihren Achtjährigen: ">Mit seinen Besen<.?" Walter versteht nicht. Mutter Hilde: "Wie kommst du denn auf >Besen?"< "Das heißt doch so",ist Walter zutieft überzeugt. "Aber es gibt doch keinen Sinn", hält Mutter Hilde dagegen. "Wieso?" fragt Walter, dem die Sache völlig klar ist. Dass das Christkind mit seinem Besen in den Häusern kehrt, findet Walter absolut plausibel.Denn: "Wir machen doch vor Weihnachten auch zu Hause alles sauber und gemütlich." Das stimmt, muss Mutter Hilde zugeben. "Aber es gibt bestimmt Leute, die dafür keine Zeit haben. Da hilft das Christkind eben etwas mit," argumentiert ihr Sohn. "Das Christkind will ja, dass es schön ist, wenn es vorbei kommt und die Geschenke bringt." Von tiefer Logik muss Mutter Hilde die Segel streichen, zumal Walter die Alternative >Segen<. statt >Besen< überhaupt nicht überzeugt. Ein bisschen unwohl ist ihr schon, dass das Christkind auf seiner trivialen Tätigkeit reduziert wird. Aber irgendwie macht es die Sache auch menschlich.
28.) Leckerer Abriss
Weihnachten war schon lange vorbei. Eigentlich erinnert nichts mehr an die Weihnachtstage. Und dennoch, Michael und Christian einer Familie aus Moitzfeld schleichen um das Hexenhaus aus Schokolade, dass die Mutter heimlich erstellt hatte. Einfach zu schön zum Aufessen. Alles haben die beiden Buben schon versucht: Quengeln, betteln, oder ganz lieb fragen. Keine Chance: Mutter wollte das Haus einfach nicht zum Abriss freigeben. Doch eines Tages hatten die beiden Söhne es geschafft, die Mutter aus der Reserve zu locken. Beim Blick auf den Familienkalender stutzte die Mutter auf einen ungewöhnlichen Zusatztermin. In ungelenkter Handschrift war da in einer Terminspalte, die dem Ältesten der Jungen zugeordnet werden konnte folgenden Eintrag: "Hecksenhaus aufessen-lecka". Mama schmunzelte und berücksichtete den leckeren Eintrag-Termin. Wer kann bei so einer netten Terminankündigung schon "Nein" sagen.
29.) Kampfhund ein Angsthase
Es war in der Adventszeit. Frau Elke, hatte sich einen Hund zugelegt. Sozusagen ein Kampfhund. Nachbarn und Arbeitskollegen trieb es den Angstschweiß auf die Stirn. Schon wenn sie nur den Namen hörten "Alex" und alle Vorgenannten zitterten. Auch privat ist Elke seit dem Einzug des neuen Familienmitglieds deutlich einsamer geworden. Besuche in den eigenen vier Wänden hatten sich auf ein Minimum reduziert. Doch Elkes`s animalische Isolation änderte sich dann doch schlagartig. Denn ihr Hund "Alex" schien einen schwachen Punkt zu haben, und das kam so. Ihr Ehemann Karl Heinz war nicht nur ein leidenschaftlicher Hundefreund, sondern auch ein überzeugter Nikolaus- Darsteller. Er hatte sich bei seinen vielen Auftritten jeweils daheim im Keller umgezogen. Mit Gewand, Mitra und wallenden Rauschebart wollte er sich von seiner Ehefrau verabschieden. Sie, und die Kinder standen Spalier - bis auf "Alex". Der kauerte bibbernd hinter dem Sofa! "Nicht mal mit Leckerli haben wir ihn da rauslocken können", sagte Tags darauf Elke zu ihren Freundinnen. Ihr Kampfhund nur ein Angsthase? Und einer der sogar Angst vor dem Nikolaus hat, und Elke hoffte fortan, das Freunde sie möglicherweise doch bald wieder besuchen werden.