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                                        Historie 8

                       Historische Gebäude in Bensberg

Titelüberschriften der Textbeiträge

1.) Das Malerwinkel - Hotel in Bensberg

2.) Das neue Herweghaus am Markt

3. ) Posthalterei, Schmiede, Gasthaus Gieraths


                     1.) Das "Malerwinkel-Hotel" in Bensberg

Unter dem Oberbegriff: kaum zu glauben aber wahr - das "Malerwinkel-                                            Hotel" wird 20 Jahr!
Es war Ende Januar 2012. Mit einer Eröffnungsfeier und einem  
"Tag der offenen Tür" blickte das Ehepaar Frau Renate Krämer-Thurau und Hans Krämer auf zwei Jahrzehnte arbeitsreiche Jahre mit Umbau- und Renovierungsarbeiten zurück. 
Das Häuserensemble Malerwinkel konnte auf eine Entstehungsgeschichte besonderer Art zurückblicken. Im Jahre 1991 erwarb das Ehepaar Krämer zunächst zwei baufällige Häuser an den Straßen Burggraben/ Fischbachstraße. Was danach in den zwei Jahrzehnten aus den sehr maroden Gebäuden im Sinne des Denkmalschutzes und mit viel Liebe zum Detail restauriert wurde, ist bemerkenswert. Doch zunächst einige Bilder von der Jubiläumsfeier.      
                                     

Die Jahreszahl 20 und
eine Marzipantorte als
Begrüßungsgeschenk.
Frau Renate Krämer-
Thurau begrüßt die
erschienenen Gäste
und erläutert den
Werdegang der
Renovierunsarbeiten.

Aufwendige Renovierung
Als Hans Krämer die beiden ersten baufälligen Fachwerkhäuser kaufte, dachte er nicht im Traum daran, dass daraus einmal eines der außergewöhnlichsten Hotels der Region werden würde. Die nachfolgende kleine Bildauswahl kann daher auch nur erahnen vor welcher Herausforderung die Eheleute Krämer damals standen.
Nach dieser aufwendigen Sanierung entstand ein "Hotel Garni" mit 11 Zimmern. Ein lichtdurchfluteter Wintergarten/ Frühstücksraum verbindet die beiden Fachwerkhäuser.
Blick in den lichtdurchfluteten
Frühstücksraum.
 Rezeption.

Zimmer 5 im
Altbau.
Kurzbeschreibung der Hotelanlage Malerwinkel
Charmantes, stilvolles Hotel - Ensemble im Herzen von Bensberg, mit allem Komfort für Geschäfts- und Erholungsreisende.
 
Zimmer 3 im Altbau.
Oben und unten Zimmer in der
ehemaligen Musikschule.
Kurzbeschreibung der alten Musikschule
In allen Räumen des historisch wertvollen Gebäudes lebt der Geist großer klassischer Komponisten. Hier liegt die Musik sprichwörtlich in der Luft.
Die Innenausstattung der ehemaligen Musikschule präsentiert sich in freundlichen Pastelltönen.
Eingebunden in dekorative Motive der klassischen Musik bietet die "Musikschule" Anregung und Entspannung.
Bild oben: Suite in der
ehem. Musikschule.
Bild oben: Seminarraum im Untergeschoss der ehemaligen Musikschule. 
Der 70qm große Raum ausgestattet mit moderner Moderations- und Visualisierungstechnik steht für Seminare, Konferenzen und Meetings zur Verfügung.
Außenfassade vom 
Künstlerhaus.  








Kurzbeschreibung des Künstlerhauses
In 8 unterschiedlich gestalteten Zimmern mit vielen liebevollen Details und einem großzügigen Raumangebot.
Bild oben: Suite im
Künstlerhaus.
Workstation im
Künstlerhaus.
Bild oben: ein weiteres
Zimmer im Künstlerhaus.
Bild oben: Blick in den begrünten Innenhof des Hotels Malerwinkel. Er verleiht dem gesamten Ensemble eine idyllische Atmoshäre.
Und nun eine Rückschau wie alles angefangen hat. So sah es 1991/1992 auf der Baustelle des späteren Hotels Malerwinkel aus. Hier in der Rückblende eine kleine Bilderauswahl.(siehe weiter unten.)  





ohne Worte.
Abgetragene Steine wurden
wieder neu verwendet sowie
altes vorhandenes Eichenholz
aus Abbrüchen gesandstrahlt
und eingebaut.
So sah es vorher im Innern
der Häuser aus.
Das entkernte Gerippe zeigte
auf welche Herausforderung
sich Hans Krämer eingelassen
hatte.
So sah es auf der
Baustelle überall aus.
Machen wir zunächst einmal einen Sprung zum Eckhaus Engelbert- Fischbachstraße.
Eckhaus Engelbert- Fischbachstraße.
Noch viele Jahre nach dem 2. Weltkrieg diente das Gebäude als Wohnhaus. Kaum jemand wußte vom Geheimnis und von der historischen Bedeutung dieses unscheinbaren Hauses.
 
Bei der Entkernung des
alten Fachwerkhauses machte
man eine unglaubliche
Entdeckung.
Viele Jahre diente das
renovierte Gebäude der
Stadt Bensberg als
Musikschule.
Die einstige Musikschule
aus Blickrichtung
Engelbertstraße.
In Ermangelung von Unterichtsräumen für die musikalische Erziehung der Kinder erwarb die frühere Stadt Bensberg das Fachwerkhaus. Bei der Sanierung machte man eine erstaunliche Entdeckung und stellte dabei fest, dass das Haus in früherer Zeit einmal einen engen Bezug zum "Alten Schloss" gehabt haben muss.
Vielfältige Spuren, wie Getreidekörner in unzugänlichen Spalten und Fugen brachten es ans Tageslicht. In diesem Gebäude befand sich früher der Korn- und Getreidespeicher der früheren Burgherren.
Nach dieser ersten Sanierung beherbergte dieses Haus über viele Jahre die Musikschule der Stadt Bensberg, zur damaligen Zeit die erste Musikschule im Rheinisch - Bergischen- Kreis.
 
Nach der kommunalen Neugliederung wurde die Musikschule nach Bergisch Gladbach ausgegliedert. Das Haus stand daraufhin viele Jahre leer.  
Im Jahre 1996 erwarb Hans Krämer käuflich die ehemalige Musikschule. Da das alte Fachwerkhaus über keinen Keller verfügte wurde in einer spektakulären Aktion das entkerntes Gerippe mit einem 160 Tonnen- Kran vom Sockel gehoben und auf dem Rathaus Vorplatz bis zur Unterkellerung zwischengelagert.
Nach Fertigstellung der
Unterkellerung wird das
entkernte Gerippe mit einem
Kran auf das neu Fundament
gehoben. Im neugeschaffenen
Keller befindet sich nunmehr
ein Wellnessbereich und ein
Seminarraum für Konferenzen.
Die einstige Musikschule
nunmehr ein Hotel mit
exklusiv gestalteten
Hotelzimmern. Nunmehr
verfügt das Hotel
Malerwinkel über 25
Zimmereinheiten.
 Blick  über  die  Außenanlage 
des heutigen Hotels Malerwinkel 
auf das  Stammhaus,  dort  wo
1992  alles  angefangen  hat.
(38)

            

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                        Historische Gebäude in Bensberg 

      2.) Das neue Herweghaus an der Ostseite des alten Marktplatzes 
                                               in Bensberg                   
    

Auf dem alten Marktplatz, im oberen Bereich der Straße Burggraben, befindet sich links das alte Bruchsteingebäude "Neue Herweghaus" (erbaut 1767) Das Bild mit dem Bergfried der alten Burg Bensberg entstand in den 1950er Jahren. In den angrenzenden Gebäuden der alten Burg war bis 1958 noch das Krankenhaus "Maria Hilf" untergebracht.
Bruchsteingebäude an der Ostseite des Marktplatzes, auch bekannt unter der Bezeichnung "Neues Herweghaus" Das Foto machte der Herausgeber der Homepage im Juli 1992. (nach Abschluss von Sanierungsarbeiten)
                           Das "Neue Herweghaus"
Nur einen Steinwurf entfernt von den verwinkelten Fachwerkhäusern des Hotels "Malerwinkel" liegt der Bruchsteinbau "Neue Herweghaus".
Die Bezeichnung >Neue Herweghaus<. setzt voraus das es auch ein Altes Herweghaus gibt, bzw. gegeben haben muß.
Hier ein kleiner Hinweis: Unter "Altes Herweghaus" bezeichnet die Geschichtsschreibung das alte Goethehaus  (inzwischen durch einen Neubau ersetzt.)
Zur Geschichte:
Der vermögende Kölner Bürgermeister Eberhardt Joseph Melchior von Herwegh ließ 1767 das bruchsteinerne Wohnhaus am Marktplatz mit Steinen aus den Lindlarer Grauwacke-Steinbrüchen erbauen. Der Bauherr hatte noch weitere Besitztümer in Moitzfeld u.a. Birkerhof, Branderhof etc.
In den kriegerischen Auseinandersetzungen von 1792 - bis 1817 unterhielten Österreicher und später Franzosen ein Lazarett im Neuen Schloss. Wegen mangelnder Hygiene brauchen Seuchen wie Typhus aus und griffen auf die Zivilbevölkerung über. Und so wurde das "Neue Herweghaus" 1808 als unbewohnbares Krankenhaus in der Häuserliste aufgeführt.
Von 1840 bis 2003 bewohnte das Haus eine Familie Bertus. Etwa seit 1900 wurde links im Erdgeschoß auch noch eine Colonialwarenhandlung von Friedrich Albrecht  als Pächter aufgeführt.
In den 1970er Jahren befand sich hier u.a. die Geschäftsstelle des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes DPWV.
Im Jahre 1980 wurde das Haus von dem Bensberger Architekten Rotterdam erworben, der im Haus nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten Sanierungsarbeiten durchführen ließ.  
1884 wurden Wohnhaus und Hoftor (Foto vom alten Hoftor etwas unterhalb.)
 als eingetragenes Denkmal geführt.
Die heutigen Eigentümer haben die Wohnräume vermietet.
Von grossem Interesse sind die beiden alten Gewölbekellern die als Versammlungsräume der Freimaurerloge >Matteo Alberti<. genutzt werden. ( Graf Matteo Alberti war der Barock- Architekt des Bensberger Schlosses)
Das Foto vom alten Hoftor (erbaut 1767) wurde 1978 aufgenommen. Angeblich wegen Baufälligkeit wurde das denkmalgeschützte Hoftor entfernt, (und angeblich zwischengelagert) mit dem festen Versprechen es zu einem späteren Zeitpunkt wieder zu errichten. Leider war das angeblich zwischengelagerten Hoftor schon kurze Zeit später unauffindbar. 
Bei weiteren Nachforschungen über das alte Hoftor fand ich noch folgendes heraus:
Seitlich, also rechts neben dem Wohnhaus befand sich bis 2000 eine Fachwerkscheune die durch ein altes Hoftor mit ziegelgedeckten Satteldach mit dem Wohnhaus verbunden war. Im hölzernen Rundbogen befand sich die Datierung ANNO 1967 DOMINI. Das alte Hoftor war ein Wahrzeichen Bensbergs, ein gesuchtes Objekt für Fotografen, Künstler und Maler, ein Postkartenmotiv, eines der kleinen aber wichtigen Wiedererkennungsmerkmale mit hohen Indenttifikationswert.
 
Im August 2000 erfolgte der Abbruch der Fachwerkscheune wegen angeblicher Baufälligkeit. Die Bruchsteine des Straßengiebels wurden gelagert, um sie zur Verblendung eines neuen Giebels wieder zu verwenden. 
Mit dem Abbruch der Scheune fiel auch das sanierte ( sie lesen richtig >sanierte<.) denkmalgeschützte Hoftor. Es durfte abgebaut werden mit der Maßgabe, es zu lagern und für einen späteren Wiederaufbau bereit zu halten. Auch die Dachpfannen des Tordaches und die Holznägel wurden aufgehoben. Damals beanstandeten bereits Heimatfreunde und Kritiker die Lagerung der Torbalken unter einer Plastikplane.
 
               Im Tempel der Freimaurerloge "Matteo Alberti" 

Normalerweise ist der Zutritt zum Tempel nur den Brüdern der Freimaurerloge gestattet. Auf Grund guter Beziehungen durfte ich einmal den Blick hinter die Mauern des "Neuen Herweghauses" werfen um etwas mehr über die Freimaurer- Bewegung zu erfahren. (Den Text hierzu entnehme ich einer Veröffentlichung.)  Das obige Fotos zeigt den besagten Tempel der Bensberger Freimaurerbrüder im Gewölbekeller des Neuen Herweghauses. (Foto: Christopher Arlinghaus)

                    "Wo der Meister und die Brüder tagen"
Der Raum strahlt Feierlichkeit und Erhabenheit aus - wie die Krypta einer Kirche. Geschnitztes Stuhlwerk, Drapierungen in Blau und Gold, mannshohe Kerzenständer aus Glas, ein kunstvoll gewirkter Teppich auf dem einfache Schachbrettmuster des gefliesten Bodens. Auf dem Podest ruht die Heilige Schrift.
An der Stirnseite des Raumes, auf dem prächtigen Hochsitz sitzt der "Meister des Stuhls." Links und rechts sitzen der Sekretär und der Redner, gegenüber die beiden Aufseher. Das ist der Tempel oder der Bauhüttenraum der Bensberger Freimaurerloge "Matteo Alberti". In einem benachbarten, etwas schlichter gestalteten, aber sonst gleichartigen Gewölbe befindet sich der Konferenzraum für die profaneren Zusammenkünfte, für Diskussionen und Vorträge. Dieser beiden Räume wegen haben die Freimaurer das Gebäude erworben.
Der amtierende "Meister vom Stuhl" wie der Vorsitzende einer örtlichen Loge genannt wird, sieht den Beginn der Freimaurergeschichte in den frühchristlichen Eremitenklöster.  (soweit den Text der Veröffentlichung) 

Durch ein Mitglied der Loge bekam ich die Einladung zu einem Vortragsabend mit anschließender Aussprache zum Thema: Was ist Freimaurerei"? Hierbei wurde zuvor auf die "Alten Pflichten" der Freimaurerei aufmerksam gemacht, das Thema Religion nicht zum Gegenstand zu Steitgesprächen in der Loge zu machen. Doch es kam ganz anders, gerade zum Thema Religion und Freimaurerei entbrannte eine heftige Diskussion mit den Gästen. Hierbei kam auch auch das Verhältnis zur katholischen Kirche zur Sprache. >Die katholische Kirche sieht die Zugehörigkeit zur Freimaurerei als unvereinbar mit ihren Grundsätzen an< In einer Erklärung der Islamischen Welt Liga von 1974 in Mekka > die Freimaurerei ist unvereinbar mit dem Islam< Sie fordert alle Muslime, die einer Loge angehören, zum Austritt auf. Von Seiten der Freimaurerloge kam die Kritik auf, dass auch der heutige Papst an den alten Grundsätzen der Katholischen Kirche festhält. Für mich als Teilnehmer der Diskussion  und als aktiver Katholik war die Aussprache eine wertvolle Bereicherung meines Wissens.
Ich möchte aber mit meiner inneren Einstellung die Freimaurerei nicht pauschal verurteilen. Es gab in der Geschichte viele bedeutende Männer wie z.B. der frühere Außenminister Gustav Stresemann etc. der eine enge Bindung zur Freimaurerei hatte.
Nun noch einige Anmerkungen zum derzeitigen baulischen Zustand des Hause.
Der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz hatte auf Vorschlag des Bergischen Geschichtsvereins, das "Neue Herweghaus" am Burggraben in Bensberg zum Denkmal des Monats erhoben. (Oktober 2011) Anläßlich einer Begehung am 11. Oktober 2011 wurde auch über den derzeitigen baulischen Zustand des Gebäudes gesprochen. Dazu folgendes:
Durch langanhaltende Bewitterung der Fassaden zeigt das Mauerwerk an einigen Stellen starken Substanzverlust. Ursprünglich eckige Steinkanten sind gerundet, Oberflächen sind anschiefernd oder absandend. Vereinzelt sind locker wirkende Steine oder Risse vorhanden.
Auf Witterungseinflüsse ist auch die zurückliegende Verfugung zurückzuführen. Der Fasadenbewuchs hat durch Dickenwachstum Schäden in den Mauerfugen verursacht. Dies sind Befunde, die eine Instandsetzung der Fassaden und ihrer Einzelteile empfehlen. Die Fensterrahmen im Erdgeschoss sowie die Klappläden bedürfen der Pflege, teilweise auch der Ergänzung. Die rechte Gebäudeecke weist eine durchgängige Setzungsfuge auf und muss bis in eine entsprechende Tiefe neu unterfangen werden.  

Das Neue Herweghaus ist prägend für den Marktplatz und sollte es aus städtebaulischen Gründen auch bleiben. Wenn man an eine ergänzende Bebauung in der Nachbarschaft oder gar an einen Ersatz von Nachbarhäusern denken sollte, wäre eine städtebauliche Rahmenplanung wünschenswert, an der sich zukünftige Bauvorhaben orientieren müssten im Bezug auf Bauform, Höhe und Grundstücksausnutzung.

Es wäre schön, wenn sich die Bauleitplanung der Stadt dieser Aufgabenstellung annehmen könnte.
( 5 )
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                       Historische Gebäude in Bensberg 

            3.) Posthalterei, Schmiede, Gasthaus Gieraths
Das Gasthaus Gieraths in der heutigen Fußgängerzone ist mehr als 170 Jahren eng mit der Geschichte Bensbergs verknüpft. 

Von Willi Fritzen
Drehen wir das Rad der Geschichte zurück in die Zeit um 1830.
 
Rund um das Alte Schloss heute Rathaus Bensberg, hatte sich bereits Jahrhunderte lang die Bevölkerung Bensbergs in kleinen Bauern- und Handwerkerhäuschen niedergelassen. Der Fuhrwerksverkehr (damals gab es noch keine Autos) quälte sich mit Pferdekarren zumeist über die Kaule auf die Höhe von Bensberg. In Höhe des Marktplatzes teilten sich die Straßen nach Moitzfeld bzw. über die Engelbertstrasse in Richtung Overath. Eine andere Verbindung aus Richtung Köln ins Sülz - und Aggertal bestand damals noch über die Brüderstrasse.
Richtige Straßen wie die Köln- Olpener Provinzialstrasse (die spätere B55) wurden von der preußischen Verwaltung erst in den Jahren 1825 - 1830 gebaut. Andere Verkehrswege bestanden nur aus besseren Feldwegen.
Die Weitsicht des damaligen Bensberger Bürgermeisters Carl Wachendotff ( 1840 - 1874) ist erwähnenswert. 34 Jahre lang war er Bürgermeister. Bei seinem Amtsantritt im Jahre 1840 fand er in der gesamten Gemeinde kaum einen ausgebauten Kommunalweg vor . Aber durch seine unermüdliche Tatkraft wurden u.a. sämtliche Ausfallstrassen von Bensberg angelegt und ausgebaut. (Über diese Pionierleistung werde ich noch an anderer Stelle berichten.)  
Nach Fertigstellung dieser neuen Verkehrsverbindungen, die nun auch mitten durch Bensberg führten baute man nach und nach neue Häuser mit unterschiedlichen Dienstleistungsangeboten, wie z.B. die heutige Adler Apotheke etc.
Desweiteren eröffnete die preußische Post am 15. Juli 1832 eine Postverbindung mit Personenfahrpost von Köln über Bensberg nach Gummersbach, sowie über Bensberg hinaus in weitere Richtungen.
Der Schmied Joseph Gieraths aus Odenthal errichtete 1840 an der neuen Straße (heute Fußgängerzone in Bensberg) das oben abgebildete zweigeschossige Wohnhaus und seitlich daneben eine kleine Werkstatt als Huf- und Wagenschmiede, die später mit dem Wohngbäude baulich verbunden wurde.
Wegen des aufblühenden Bensberger Erzbergbaus eröffnete Sohn Peter Joseph Gieraths neben der bereits bestehenden Wagenschmiede ein Fuhrunternehmen. Mit seinen Frachtpferden transportierte er zunächst überwiegend Zinkblende von der Grube Lüderich zum Mülheimer Hafen.
Als 1881/82 in der unteren Schloßstrasse (im Türmchenhaus)  ein neues Postamt eröffnet wurde, übernahm Peter Joseph Gieraths auch die Dienste der Posthalterei.
Ein Bild aus vergangenen Tagen. Hier in der unteren Schloßstrasse in Bensberg entstand in den Jahren 1881/1882 das zweite Postamt in seiner Geschichte. (Übrigens das erste Postamt lag genau schräg gegenüber) Auf unserem Foto erkennen wir sehr gut in der unteren Etage des Türmchenhauses das neueingerichtete Postamt. Der Eingang war damals an der Frontseite. Das Postfahrzeug auf dem Foto erinnert uns an jene alte Zeit wo das Leben der Menschen noch nicht so hektisch ablief als heute. Ein Überbleibsel von diesem Postamt ist uns bis in unsere Zeit übrig geblieben. Auf dem Türmchen dieses Hauses erkennen wir auch heute noch einen Postreiter mit Posthorn. (siehe Bild unten) 
Lieber Leser, in meinem Archiv befindet sich noch eine Zeitungsnotiz der BENSBERGER VOLKSZEITUNG vom 1. Oktober 1882. Dort heißt es wörtlich: 

  "Durch die vor kurzem erfolgte vollständige Fertigstellung des oberhalb des Gasthofs "Schöne Aussicht" errichteten neuen Postlokals, ist Bensberg um einen prächtigen Bau reicher geworden, welcher schon während der Herstellung das Aufsehen eines jeden Vorübergehenden erregte und jetzt durch die elegante äußere Ausstattung unserem Ort zu großer Zierde gereicht. Das Gebäude ist von dem Kaiserlichen Postmeister Herrn Born erbaut und im Innern den Anforderungen des Post- und Telegrafendienstes entsprechend höchst praktisch eingerichtet worden."

Übrigens: auch heute sollen noch Reste des einstigen Telegrafendienstes im Keller des Gebäudes sichtbar sein.
Doch  nun wieder zurück zur Posthalterei Gieraths.
Mit der Übernahme der Posthalterei und dem erforderlichen Pferdewechsel musste er auch eine Gaststube, eine sogenannte Passagierstrube, für die reisenden Fahrgäste einrichten. Diese Räumlichkeiten schuf er in dem bisherigen Wohnhaus (heute Fußgängerzone)
Das Bild zeigt das zuvor genannte zweigeschossige 1840 errichtete Wohnhaus (heute in der Fußgängerzone gelegen) Hier wurde die sogenannte Passagierstube für die reisenden Fahrgäste eingerichtet. Bei schönem Wetter konnten die Fahrgäste auch in der gegenüberliegenden Garten- Wirtschaft den bevorstehenden Pferdewechseln abwarten.   
Der Pferdewechsel erfolgte in der Nähe des Gasthauses, wo auch die Stallungen für die Pferde und sich die Remisen für die Kutschen befanden.
Das Bild zeigt die einstigen Remisen (Schuppen zum Unterstellen der Kutschen) Nach dem Niedergang des Personenverkehrs mit Kutschen wurden aus den Remisen Werkstätten und Garagen für Autos.  

Schon bald verfügte das Unternehmen Gieraths über 40 Pferde und 9 Postillione. Neben dem Fernverkehr bediente die Firma auch den innerörtlichen Nahverkehr, wie z.B. mit einem mit zwei Pferden bestannten Omnibus (Kutsche) zwischen dem Bahnhof Bensberg und der Ortsmitte.
Foto oben: Omnibus zwischen Bahnhof Bensberg und Ortsmitte Auf dem Kutschbock Postillion Josef Rosenbaum (1910 verstorben)
Foto unten: Kutsche für das Luxus-Fahrgeschäft. Hiermit wurden auch schon mal Reisen nach Holland unternommen, bei den gelegentlich auch mal geschmuggelt worden ist.
In den Jahren 1912 - 1914 zeichnete sich langsam das Ende des Personenverkehrs mit der Kutsche ab. Mit der Fertigstellung der Eisenbahnverbindung  von Köln nach Bensberg,(1870) aber vorallem mit der Schaffung der Straßenbahnverbindung (1913) nach Köln brach die Beförderung mit der Kutsche ein.
Stattdessen florierte in Bensberg und der näheren Umgebung der Ausflugsverkehr für Kölner Erholungssuchende. Gastronomie und Tourismus wurden für mehrere Jahrzehnte zur einer wichtigen Einnahmequelle.
Neben der florierenden Gaststätte der Familie Gieraths weiteten sich andere Erwerbszweige des Familienunternehmens aus.
Im Jahre 1929 wurde die Gaststätte innen und außen einer Generalüberholung unterzogen. (siehe auch Foto unten)
Während früher das Geld mit den Pferdefuhrwerken verdient wurde, wiedmete sich  das Unternehmen Gieraths ab etwa 1920 nun der Reparatur von Motorrädern und Autos.
Aus den einstigen Schuppen (Remisen) zum Unterstellen der Kutschen entstanden Garagen und Werkstätten zum Reparieren von Autos etc. Ständig mußte vergrößert und erweitert werden. In der Folgezeit entstand eine Tankstelle, Mietwagen standen zur Verfügung, eine Fahrschule wurde angegliedert usw.
Die nachfolgenden Fotos geben einen Überblick wie sich das Fahrzeuggeschäft entwickelt hat. Infolge der Innenstadtsanierung in den 1970er Jahren wechselte der Zweig Autoverkauf und Reparatur auf das ehemalige Gelände des Bensberger Bahnhofes.
Einstige Tankstelle Gieraths gegenüber dem Gasthaus
Auch das Äußere des Gasthauses wurde ständig den neuen Anforderungen angepasst. Beispiel: An der Fassade entstand ein Wandgemälde was an die frühere Zeit der Posthalterei erinnern soll. (Siehe Farbfoto von dem Wandgemälde weiter unterhalb)
Foto unten: In den Jahren nach dem 2. Weltkrieg wurde links ein Pavillon angebaut.
Und auch der Innenraum der Gaststätte wurde dem damaligen Zeitgeist folgend immer wieder mal verändert.
Hier zwei Bilder von der Innendekoration der Gaststätte Gieraths ( etwa um 1950) Weiter unterhalb befinden sich Fotos der Innenräume vom September 2011.
Das um 1840 erbaute Gasthaus steht auch heute noch an seinem angestammten Platz und hat bis in die heutige Zeit mit seiner wechselvollen Geschichte die Stürme der Jahrzehnte überdauert. Die ursprüngliche Bausubstanz ist noch weitgehend erhalten geblieben.
Das Foto mit dem einstigen Gasthof Gieraths, inzwischen zu einem Ristorante Pizzaria Italia umgewidmet, entstand im Mai 1979. Das Bild zeigt noch eine frühere Situation in der Bensberger Innenstadt. Noch wird die spätere Fußgängerzone tagtäglich von einer Blechlawine von Fahrzeugen frequentiert. Kurze Zeit später,nachdem diese Aufnahme entstand wurde ein Teilstück der Innenstadt zur Fußgängerzone erklärt, und als solche umgerüstet.
Das Bild unterhalb zeigt das besagte Wandgemälde (eine Erinnerung an die frühere Posthalterei Gieraths zwar schon stark verwittert, in Farbe)
Blick in den freundlich gestalteten Innenraum des heutigen Ristorante Pizzaria Italia (früher Gasthaus Gieraths)
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