Mächtig und herrschaftlich erhebt sich das ehemalige erzbischhöfliche Priesterseminar und heutige Kardinal - Schulte - Haus über Bensberg und das Rheinland. Der Blick schweift unweigerlich in die Weite, und bei klarer Sicht kann man noch in der Ferne die Ardennen erblicken. Die massiven Mauern strahlen eine klare Botschaft aus: hier steht die Kirche auf festen Grund. Der mächtige Bau hat in seiner wechselvollen Geschichte sehr unterschiedliche Bewohner beherbergt.
1.) Spatenstich am 27.4. 1926 .2.) Grundsteinlegung durch Nuntius Pacelli, später Papst Pius XII. 29.6.1926 3.) Einweihung des Hauses am 27.4.1929. 4.) Architekt: Bernhard Rotterdam, Bensberg. 5.) Regens ( Leiter des Seminars) wurde der damalige Pfarrer von Bensberg, Hermann Josef Hecker, der beim Zukauf der Grundstücke für das neue Seminar wertvolle Hilfe geleistet hat. ( 1929 - 1937 ) 6.) 1939, die Seminaristen weichen nach Kriegsausbruch freiwillig nach Altenberg aus. 7.) 1941: Die Seminaristen sind wieder für kurze Zeit in Bensberg, müssen das Haus aber wieder nach drei Wochen verlassen, weil es von der Gestapo beschlagnahmt wird. Neuer Regens, des Seminars Josef Frings ( 1937 - 1942), von 1942 - bis 1969 Kölner Erzbischof und Kardinal.
Die Seminaristen verteilen sich daraufhin auf folgende Häuser: Bonn- ( Leoninum) Hennef, und Ensen. 8.) 1945, am 11 Juni: Die letzten noch im Seminar verbliebenen Angehörigen werden von der Leitung eines englischen Lazarettes vertrieben.
9.) 1948: am 27.4. wieder als Priesterseminar genutzt. 10.) 1958 Umzug des Seminars in einen Neubau in Köln.
Diese vorgenannte Aufzählung ist nur eine rein kirchlich bezogene Statistik, weitere Informationen werden im nachfolgenden Text berücksichtigt. Hierzu noch eine Anmerkung: Mit der Geschichte des Bensberger Priesterseminars aufs Engste verbunden ist Herr Prälat Dr. theol. Heinrich Berresheim. Nach Priesterweihe und als Kaplanin Duisburg -Mündelheim, kam er 1936 als Assistent ans Priesterseminar nach Bensberg. Seine Tätigkeiten: Hausverwaltung, liturgische Übungen, Sprachtechnik, Choralgesang, im Krieg Lazarettpfarrer im Res.- Lazarett in Bensberg und Rektor der Ordensschwestern im Prieserseminar.
Zusammenfassend hat das Priesterseminar nicht sehr lange seiner Bestimmung dienen können. ( Diese Feststellung wird in den nachfolgenden Texten sichtbar) Zunächst Folgendes: Im Frühjahr 1933 kam der Wahlsieg der NSDAP. Nach dieser politischen Wende konnte der Seminarbetrieb während der ersten Jahre des Nazi-Regimes ungestört weitergehen. 1938 erfolgte die Besichtigung des Hauses durch eine militärische Bau-Abteilung aus Köln. Das Seminar wird als Lazarett vorgesehen. Am 1. September 1939 begann der 2. Weltkrieg. Am gleichen Tag erscheinen die ersten Angehörigen des Reserve-Lazaretts Bensberg. Die Zusammenarbeit zwischen Lazarett und Hausverwaltung ist sachlich gut. Dies gilt vor allem im Bereich Inventur, Verpflegung durch das Seninar, Abrechnungen. Dem Reserve-Lazarett folgen später: Kriegs-Lazarett 3/ 617 - 15.10.1944 bis Weihnachten 1944 Kriegs-Lazarett 3/ 680 - Weihnachten 1944 bis März 1945 Anlage eines Friedhofes im Gelände des Seminars. Hauptverbandsplatz 1/3 ab 10.4.1945 Amerikanisches Lazarett ab 22.4.1945; gute Zusammenarbeit zwischen Ordensschwestern, Hausverwaltung und US- Einheit, besonders mit dem US Kath. Lazarett-Pfarrer. Englisches Lazarett ab 18.6.1945 Am 11.7.1945 Ausweisung aller noch verhandenen deutschen Angehörigen des Seminars durch die Engländer. Nach den Engländern ziehen Belgier mit Lazarett bis etwa 1948 in das Seminargebäude ein. Dadurch war eine Rückkehr der Seminaristen erst wieder 1948 möglich.
Doch nun etwas zum eigentlichen Betrieb des Priesterseminars. Die Jahre, in denen das Priesterseminar in Bensberg seine eigentliche Funktion voll ausüben konnte, wurden durch viele äußere Einflüsse immer wieder eingeschränkt. Dabei hatte alles so hoffnungsvoll begonnen. Seit Beginn seiner Bestimmung am 7. Mai 1929 lag die Zahl der Theologen (Seminaristen) durchschnittlich bei 150, in einem Semester sogar bei 193. Nach der Errichtung des Aachener Priesterseminars sank ihre Zahl auf durchschnittlich 120 bis 140. Mit Ausbruch des 2. Weltkrieges 1939 wurde das Haus Wehrmachts-Lazarett. Der Lehrbetrieb wurde freiwillig in das benachbarte Haus Altenberg verlegt. Dies war deshalb möglich, weil die Zahl der Seminaristen durch militärische Einberufung zur Wehrmacht immer geringer geworden war. 1941 gab die Wehrmacht einen Teil des Bensberger Seminars für die Theologen (Seminaristen) frei, damit der Lehrbetrieb wieder nach dort verlegt werden konnte. Doch nach nur drei Wochen, am 15.Mai 1941 erfolgte die Beschlagnahmung des Seminars durch die Gestapo Köln, der acht Monate später die entschädigungslose Enteignung folgte. Treuhänder für das Seminar wurde die NPEA, die Nationalpolitische Erziehungsanstalt Bensberg, die später Eigentümerin des ganzen Anwesens werden sollte. Der Hintergedanke war folgender: Vom Bensberger Schloss bis zum Gelände des Seminars sollte ein Grundbesitz-Komplex geschaffen werden, damit in einer Art "Ordensburg" die Elite für die SS erzogen werden konnte. Über die Geschichte dieses Hauses könnte man noch viel niederschreiben, ja sogar ein Buch darüber herausgeben. Der liebenswürdige Nachbar, Dr. theol. Heinrich Berresheim, der viele Jahre lang nur einen Steinwurf entfernt von meinem Elternhaus auf der unteren Schloßstraße in Bensberg gewohnt und gelebt hat und viele Jahre an führender Stelle die Geschichte des ehemaligen Priesterseminars hautnah erlebt und mitgestaltet hat, hat über die Jahre seines Wirkens umfangreiches Material zusammengetragen. Es handelt sich um 200 Seiten Text mit Anmerkungen, 12 Ordnern mit reichem historischem Material und ein Fotoband mit 300 Fotos.
Das ehemalige Priesterseminar Bensberg erhielt eine neue Aufgabe. Etwa 1948 erhielt das Haus nicht nur den neuen Namen: "Kardinal - Schulte- Haus" sondern auch eine neue Aufgabenstellung, als Diözesanbildungsheim (1948 - 1951 ) Im September 1953 wird das bisher in Bad Honnef beheimatete "Diözesanbildungsheim" von Kardinal Josef Frings zur Thomas - Morus - Akademie erhoben. Die nach dem 1935 heiliggesprochenen Thomas Morus, benannte Akademie ist damit die zweitälteste katholische Akademie in Deutschland - und die einzige, die von einem Laiengremium getragen wird. Im Oktober 1957 wird Prälat Dr. Josef Steinberg neuer Direktor der Thomas - Morus - Akademie, der vorallem bei der Bensberger Bevölkerung wegen seines ausgeprägten rheinischen Humors eine hohe Anerkennung erlangte. Von 1959 - bis 1984 und ab 1989 bis in die heutige Zeit ist die Akademie im Kardinal - Schulte - Haus beheimatet. Bis zum Großbrand im Februar 1980 mußte sich die Akademie das Haus einem Alten - und Pflegeheim teilen. Bedingt durch das Feuer waren die Bewohner evakuiert und auf andere Häuser verteilt worden. Rauch und Löschwasser sorgten aber auch dafür, dass große Teile des Kardinal - Schulte - Hauses (zunächst) nicht mehr genutzt werden konnten. Die Thomas - Morus - Akademie mußte improvisieren, einige Tagungen ausfallen lassen und andere in "fremde" Tagungshäuser verlegen. Dezember 1989, Wiedereinzug der Akademie ins Kardinal - Schulte - Haus. Seit der Festveranstaltung im Dezember 1989 befindet sich die Akademie wieder an alter Wirkungsstätte als Tagungszentrum des Erzbistums Köln. Hier hat die Akademie ihre Büros und veranstaltet den Großteil ihrer Tagungen. Wenn Sie mehr über den Brand vom Februar 1980 in Text und Bildern erfahren möchten, verweise ich auf meine Internet- Seite: > Historie 1 < Titel: Das Großfeuer im Kardinal - Schulte - Haus (1980) Die nachfolgend gezeigten Fotos (aus der Sammlung von Willi Fritzen) zeigen einige Stationen des einstigen Priesterseminars von der Grundsteinlegung bis in die heutige Zeit. X.
1. Spatenstich zum Bau des Seminars am 27. April 1926
Ankunft von Nuntius Pacelli, hier vor der St. Nikolaus Kirche in Bensberg.
Prozession von der Kirche zum künftigen Baugebiet.
Festakt zur Grundsteinlegung für das künftige Priesterseminar.
Grundsteinlegung durch den apostolischen Nutius Eugenio Pacelli dem spätere Papst Pius XII. am 29. Juni 1926.
Grundstein
Baustelle für das neue Seminar.
Bauarbeiter und Handwerker.
Die Bauarbeiten schreiten fort.
Arbeiten am Dachstuhl.
Architekt des Bauvorhabens war: Bernhard Rotterdam aus Bensberg.
Richtfest.
Die Einweihung des Seminars erfolgte nach dreijähriger Bauzeit am 27. April 1929.
Weihe der Glocken für das Seminar.
Ehemalige Kapelle des Seminars. Die Kapelle wurde beim Großbrand am 21.2.1980 zerstört.
1. Regens (Leiter des Seminars) wurde der Bensberger Pfarrer Hermann Josef Hecker. Regens Hecker, hatte sich beim Zukauf der Grundstücke große Dienste erworben ( 1929 - 1937)
Bildmitte: Regens H.J. Hecker ferner Subregens, Professoren, sowie Pater Spirtural. Die hier gezeigten Herren bildeten die Leitung (1. Vorstand des Seminars.)
Theologen, Professoren und Seminaristen auf der Freitreppe.
Theologen, Professoren und Seminaristen. Bildmitte 5.von rechts Dr. Heinrich Berresheim, Assistent u.a. Hausverwaltung, liturgische Übungen, Sprachtechnik, Choralgesang, Im 2. Weltkrieg Lazarettpfarrer und Rektor der Ordensschwestern ( 1936 - 1946)
Dr. Heinrich Berresheim mit Seminaristen des Seminars anläßlich der Fronleichnams- Prozession 1938 in Köln.
Päpstlicher Nuntius Erzbischof Cesare Orsenigo (Nachfolger von Nutius Pacelli) lks.und 2. Regens des Seminars ( 1937 - 1942) Josef Frings. Am 1. Mai 1942 wurde Frings überraschend zum Erzbischof von Köln ernannt. Am 21.6.1942 erfolgte die Bischofsweihe durch den Nuntius für Deutschland, Erzbischof Cesare Orsenigo.
Blick in die Seminar-Küche.
Seit der Besichtigung einer militärischen Bauabteilung im Jahre 1938 war das Seminar als Lazarett vorgesehen worden. Als am 1. September 1939 der 2. Weltkrieg begann erschienen am gleichen Tag schon die Vorausabteilungen des Reserve- Lazarett.
Wegen der zu erwartenden feindlichen Fliegerangriffen wurden die Dächer des Lazaretts mit roten Kreuzen bemalt. Auch auf der Wiese vor dem Lazarett wurde ein 25x25 Meter großes rote Kreuz aus roten Ziegelsteinen auf weißem Grund errichtet.
Im Innenhof des Lazaretts gab es für die Verwundeten ab und an Musik - und Gesangdarbietungen.
Dr.theol. Dr. Heinrich Berresheim war von 1936 bis 1946 im Haus auf vielen Arbeitsfelder eingesetzt. Ihm verdanken wir viele Informationen über die Nazi- und Kriegsjahre.
1941 wurde das Haus von der GESTAPO beschlagnahmt. Hier werden die wichtigsten Habseligkeiten für den Abtransport verladen.
Eine wichtige Person im Räderwerk des Hauses war Schwester Corbiniana. Hier rettet sie einen wertvollen Kelch.
Kindergruppen besuchen die Verwundeten im Lazarett.
Panorama der Schloßstadt Bensberg. Rechts vorne auf der Hangwiese erkennen wir die sogenannte Bensberger Stele. Lesen Sie meine nachfolgende Ausführung: > Wo sich die Friedenslinien kreuzen <
Mächtig und herrschaftlich erhebt sich das ehemalige Priesterseminar und heutige Kardinal-Schulte-Haus über Bensberg und das Rheinland.
Die massiven Mauern des Hauses strahlen eine klare Botschaft aus: > Hier steht die Kirche noch auf festen Grund <
Wo sich die Friedenslinien kreuzen.
Im saftigen Grün der Hangwiese vor der mächtigen Kulisse des Kardinal- Schulte-Hauses (ehemaliges Priesterseminar) steht die Stele aus Stein. 13 massive Felsblöcke aus Lindlarer Grauwacke hat der Bildhauer Rolf Schaffner aufeinander geschichtet und so eine außergewöhnliche Skulptur geschaffen. "Equilibrio - Gleichgewicht" heißt Schaffners kontinentales Skulpturenprojekt. Im mallorquinischen Santanyi steht eine ähnliche Stele, ebenso im norwegischen Trondheim, im russischen Wolgograd und, seit 2009 in Cork auf Irland. Jede einzelne Form aus unbehandeltem Stein erinnert an einem Kreuz und gemeinsam legen sie ein Kreuz auf der Landkarte Europas. "Die Meridiane des Friedens" nannte Schaffner die Friedenslinien, die sich an der Bensberger Stele kreuzen. Seit 1997 steht die sieben Meter hohe Stele in Bensberg, 2008 verstarb Schaffner auf Mallorca. Die Bensberger Stele als Mittelpunkt von "Equilibrio" steht für Freiheit, für ein freies Europa für Frieden und Gleichgewicht und hat mahnenden Charakter.
Von einem weiteren Künstler stammt diese Skulptur Titel: > Zweiflammenstein <. oder > Feuerzungen <. von Bildhauer Günther Oellers.
Bildhauer Günther Oellers.
Die Steintreppe führt zum Haupteingang des Kardinal- Schulte-Hauses.
Auf der Terrasse lockt bei schönem Wetter dieser Biergarten mit einem herrlichen Blick auf Köln und die Kölner Bucht.
Großzügig gestaltete Eingangshalle.
Säulenhalle im Eingangsbereich.
Rundgang - ehemaliger Kreuzgang des Seminars.
Gästezimmer für Tagungsgäste.
Blick in einen Besprechungsraum.
Hörsaal.
Thomas-Morus-Kapelle.
Blick in einen Tagungsraum.
Dr. Boventer, Kardinal Höffner, Meier. Dr. Hermann Boventer war von 1968 bis 1980 Direktor der Thomas-Morus-Akademie.
Bankettsaal.
Innenhof des Kardinal- Schulte-Hauses.
Innenhof. Links im Bild die Edith- Stein- Kapelle.
Entspannung und Ruhe. Eine Rast im Innenhof, auch nur für kurze Zeit, läßt die Besucher Gottes Nähe spüren.
Vorraum der Kapelle.
Edith-Stein-Kapelle.
Ort der Besinnung und Einkehr.
Orgel der Edith-Stein-Kapelle.
Bunte Glasfenster in der Edith-Stein-Kapelle.
Der Jesusknabe mit seiner Mutter. Ausdrucksstarkes Glasfenster in der Kapelle.
Hinweis: Neben zahlreichen Bildern aus meiner privaten Sammlung wurden weitere Fotos vom Sekretariat des Hauses zur Verfügung gestellt. Herrn Dr. Wolfgang Isenberg hierzu meinen herzlichen Dank.